Good Old Hockey

19 März 2010 Text: Dominik Sander
Foto: mobileKenny / flickr.com

Als Filmstars kennt sie praktisch jeder Eishockey-Fan: Die Hanson Brothers. In den Slap Shot Filmen sorgen die drei Brüder für ordentlich Tumult auf und neben dem Eis und zeigten dabei  “Gordie Howe”-Hockey vom feinsten. Doch wer steckt hinter Jeff, Steve und Jack?

Alles Blödsinn

Die Gerüchte halten sich wacker. Regisseur George Roy Hill soll der Film zu langweilig gewesen sein und so änderte er das Drehbuch. Nun sollen die Chiefs durch überharte Spielweise zum Erfolg kommen, und die personifizierte Härte fand er in drei Brüdern. Die drei arbeiteten am Set des Films mit, standen noch nie auf Schlittschuhen und fielen eher durch Raufereien in Kneipen auf.

Natürlich Blödsinn. Während den Dreharbeiten fand keine so umfassende Änderung am Drehbuch statt. Die Hansons waren fester Bestandteil des Films. Sie sind normale Schauspieler, die, wie alle anderen auch, über Castings für ihre Rolle ausgewählt wurden. Die Maskenbildner haben dabei ganze Arbeit geleistet. Denn die ähnliche Erscheinung war nicht von vorn herein gegeben. Es wurden Haare angeklebt und Brillen verteilt. Dazu mussten die Schauspieler auf dem Eis gedoubelt werden. Denn Schlittschuhlaufen konnte wirklich keiner der Drei.

Auch Blödsinn. Also, vieles. Auf Schlittschuhen standen alle drei vor und auch nach dem Film schon mal. Denn alle drei waren bereits Eishockey-Profis bevor die Dreharbeiten begannen. Jeff, Steve und Jack hießen die drei auch. Brüder waren sie ebenso. Nur der Familienname lautete Carlson und nicht Hanson. Sie spielten sogar alle zusammen bei den Johnstown Jets. Kein Zufall, denn der Film basiert, zum Teil, auf einer wahren Geschichte. Denn das echte Teams aus Johnstown, die Jets, stand Anfang der 70er Jahre wirklich zum Verkauf. Dies inspirierte die Drehbuchautorin Nancy Dowd, deren Bruder Ned Dowd damals bei Johnstown spielte, das Drehbuch zu schreiben. Ja liebe Slap Shot Fans, das Drehbuch des Films wurde von einer Frau geschrieben!

Basierend auf einer wahren Geschichte

Und wer sich nun frägt, wie denkt sich eine Frau solch teilweise absurde Geschichten aus? Ganz einfach: Sie geht zum Eishockey. Die Prügelei der Chiefs beim Warm-Up mit den Peterboro Patriots hat sie sich nicht ausgedacht. Mitte der 70er spielten die Jets eine Playoff-Serie gegen die Buffalo Norsemen. Bei einem der Spiele in Buffalo wurde ein schwarzer Mitspieler der Chiefs mehrfach von den Rängen rassistisch beleidigt. Die Jets antworteten auf ihre Art: Beim nächsten Heimspiel griffen sie die Spieler der Norsemen beim Warm-Up an. Diese verkrümelten sich in die Kabine und kamen dort auch nicht mehr heraus. Das Spiel wurde für die Jets gewertet, da die Norsemen nicht angetreten waren.

Und auch eine weitere denkwürdige Szene aus dem Film wurde nicht erfunden. Beim Spiel der Jets bei den Mohawk Valley Comets in Utica wurde Jeff Carlson von einem Fan mit einem Gegenstand beworfen, woraufhin er sich mit seinen Brüdern Jack und Steve auf die Tribüne begab um dem Fan die Levitien zu lesen. Der Abend endete für die drei im Knast. Die Kaution bezahlte ein Mitspieler, ein gewisser David Hanson.

Und hier schließt sich der Kreis. Denn obwohl mit Jeff, Steve und Jack Carlson die Rolle der Hansons perfekt ausgefüllt war, mimte David Hanson am Ende im Film den “Jack Hanson”. Doch warum? Die Antwort verstehen eingefleischte Eishockeyfans sicher. Die Dreharbeiten begannen, als die Play-Offs noch liefen. Für alle Profis, die im Film mitspielen war die Saison aber gelaufen. Nur Jack Carlson wurde von den Edmonton Oilers gerufen, um ihnen in den Playoffs beizustehen. Ein echter Eishockey-Profi denkt natürlich nicht lange nach. Jack spielte mit den Oilers die Play-Offs, Jeff und Steve wurden Film”stars”.

Die Hansons Profi-Karrieren

Ihm hat es nicht geschadet. Von allen drei, mit David Hanson eigentlich sogar vier, Hanson Brüdern hat er die größte Karriere gemacht.

David Hanson kam auf ordentliche 33 NHL und 103 WHA Spiele. In den über 100 Spielen in der WHA sammelte David fast 500 Strafminuten.

Steve Carlson erreichte in seinen vier Spielzeiten in der WHA und der einen NHL Saison bei den Los Angeles Kings, in über 200 Spielen über 100 Punkte. Er teilte sich sogar während seiner Zeit bei den Edmonton Oilers mit keinem geringerem als Wayne Gretzky das Zimmer.

Jeff blieb der große Eishockey Durchbruch verwehrt, obwohl es für Deutschland wohl gereicht hätte: Er spielte vier Jahre in der IHL (heute vergleichbar mit der AHL) und sammelte fast 500 Strafminuten.

Jacks Karriere liest sich da schon beeindruckender: Fast 600 WHA und NHL Spiele. Und über 1200 Strafminuten, eben ein echter “Hanson”!


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