Der Deutschland-Cup

9 November 2010 Text: Matthias Häger
Foto: Manuel Ort / STARTING6

Pause in allen Eishockey-Ligen, der Deutschland-Cup steht an. Doch was ist das eigentlich? STARTING6 begibt sich auf Spurensuche und vermutet ganz spontan, dass der Deutschland-Cup ein Preis für ganz fleißige Benutzer der Deutschland-Card ist. Doch weit gefehlt. Auch ist der Deutschland-Cup keine scharf ausgeprägte Landspitze in der Nordsee, wie es Südafrika mit dem Cup der guten Hoffnung und Chile mit Cup Hoorn hat. Nein, der Deutschland-Cup ist tatsächlich ein mehr oder weniger renommiertes Eishockey-Turnier für Nationalmannschaften.

Im Fokus der Öffentlichkeit ist es ein Turnier, an dem Deutschland als Gastgeber, immer die Schweiz, ein Team aus dem ehemaligen Ostblock und eine kanadische oder amerikanische DEL-Auswahl teilnehmen, das die Deutschen meist auf den hinteren Rängen beenden und das in großen Arenen vor wenigen Zuschauern stattfindet. Erfolglose Söldner vor leeren Sitzen – man wähnt sich bisweilen in der DEL. Doch diese verkürzte Darstellung ist nur die halbe Wahrheit, der Deutschland-Cup hat in seiner Vergangenheit mehr zu bieten.

Frühzeit

Dabei muss man das Turnier in eine Frühzeit und eine Neuzeit aufteilen. Wie im deutschen Eishockey üblich, gab es wenig Konstanz, zwischendurch eine Pause und ständig wechselnde Modi. Aus der Taufe gehoben wurde das Turnier 1987 vom Deutschen Eishockey-Bund, um recht früh im Saisonverlauf ein hochkarätiges Nationen-Turnier veranstalten zu können. Man begann in Stuttgart mit der Tschecheslowakei und Polen als Gegner, Deutschland belegte einen anständigen zweiten Platz. Bis auf 1991 (Frankfurt) fand der Cup bis 1992 seine Heimat in Stuttgart, man ging nur auf vier Mannschaften hoch und konnte mit einer  UdSSR-Auswahl von Spartak Moskau, der Schweiz, Finnland, Schweden und Kanada neue Gegner begrüßen. Für das deutsche Team reichte es leider nie zu mehr als Platz Zwei.

Ab 1993 verfiel man dann leider in den dem Eishockey so verbundenen Größenwahn und versuchte das Turnier zu einer Art “Herbst-WM” aufzuwerten. Für drei Jahre spielte man eine Vorrunde in zwei Gruppen und anschließende Platzierungsspiele, anschließend nochmal zwei Jahre nach dem alten Jeder-gegen-Jeden Modus, um dann nach dem Jahre 1997 das Turnier mangels Interesse und Finanzierung vorerst einzustampfen.

Bis dahin wurden aber die Spielorte illustrer – man spielte u.a. in Bietigheim, Pforzheim, Ulm und Neu-Ulm und am Ende schließlich in München und Füssen. Die Teams wurden vielseitiger, Italien trat an und erstmals auch ein DEL All-Star Team, dass sich im 1994 im Spiel um den letzten Platz immerhin gegen die deutsche Nationalmannschaft durchsetzen konnte. Sportlich kamen sogar einige erfolgreiche Jahre, ob das jetzt daran lag, dass man sich mit Italien Fallobst einlud oder die deutsche Nationalmannschaft einfach soviel besser war – man weiß es nicht. Aber in den Jahren 1995 und 1996 ging der Deutschland-Cup tatsächlich an den Gastgeber. Besonders der Overtime-Siegtreffer 1995 von Danny Nowak gegen die starken Tschechen war ein beinahe schon historisch zu nennender Erfolg.

Neuzeit

1998 und 1999 gab es wie geschrieben eine Pause, dann belebte der DEB das Turnier im Vorfeld auf die WM 2001 neu und vergab es in die Eishockey-Hochburg Hannover, wo die Fans nur so in Stadion strömen. Gut, die strömen zum Pferdeturm und nicht in die Preussag/TUI-Arena. Das hätte man beim DEB wissen können, hatte aber als Ergebnis eine oftmals leere Arena, in der die wenigen stimmungsvollen Fans irgendwie verloren wirkten. Bis 2003 blieb man konstant in Hannover, beim selben Modus und bei beinahe denselben Teams. Doch dann – sportlicher Erfolg war nicht gegeben, die Fans nahmen das Turnier auch nicht an – kam es zu – man ahnt es schon – Änderungen an verschiedensten Dingen. Teams. Austragunsort. Modus. Namen. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt und verändert. 2004 spielte man in Kreuzlingen, Hamburg und Hannover mit fünf Teams. 2005 deklarierte man das Turnier zum “TUI Nations Cup” um und spielte in Zürich, Mannheim und Hannover. 2006 war es dann der enBW Deutschland Cup in Hannover, mit sechs Teams (darunter Japan) und 2007 waren es ebenfalls sechs Teams (Dänemark neu dabei) und einer erneuten Austragung in Hannover.

Sportlich war in all diesen Jahren ein dritter oder vierter Platz das Höchste der Gefühle. Auch 2008 wurde das wieder auf vier Teams reduzierte Turnier in Frankfurt und Mannheim kein Erfolg. Doch dann folgte etwas, was zumindest auf den ersten Blick im deutschen Eishockey selten ist: So etwas wie Einsicht. Nachdem die ständigen Änderungen den Cup schon einmal ins Aus befördert hatten, entschloss man sich beim DEB auf Konstanz zu setzen: Ein neuer Austragungsort, fix für einige Jahre und ein einheitlicher Modus. Man ging nach München in die Olympiahalle, holte für 2009 bewährte Teams aus der Schweiz, Slowakei und den USA und spielte einen simplen Jeder-gegen-Jeden Modus an drei Tagen aus. Keine Exoten, keine aufgeblähten Spielpläne. Und siehe da: Sogar der sportliche Erfolg stellte sich ein. Es begann etwas, was sich sechs Monate später während siebzehn Tagen im Mai zu einem kleinen deutschen Eishockeywunder entwickeln sollte. Deutschland gewann zum ersten Mal seit 1996 wieder den Deutschland-Cup und löste eine kleine Euphorie aus.

Heute

Jetzt steht also wieder ein Deutschland-Cup an. Wieder in München. Wieder mit der Schweiz, Kanada und der Slowakei. Und das wieder erstarkte deutsche Eishockey will seinen Titel verteidigen. STARTING6 ist natürlich vor Ort und wünscht sich ein erfolgreiches und stimmungsvolles Eishockeyturnier. Los geht es am Freitag, den 12.11. mit der Partie Schweiz-Slowakei, abends trifft Deutschland auf Kanada.


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