Warum nur? Ein Kommentar
So sicher wie das Amen in der Kirche, ist im Eishockey eigentlich nur eines: Wir blamieren uns in regelmäßigen Abständen einfach selber. Wieso auch nicht? Beachtet uns ja eh keiner.
Die gute alte Morgentoilette
Immer wieder treten also Protagonisten auf die Bühne Eishockey, die in anderen Sportarten vermutlich nicht mal selbstständig den Bleistiftvorrat in der Geschäftsstelle verwalten dürften und treiben fröhlich ihr Unwesen. Ich gehe sogar soweit und behaupte: Irgendwo in Deutschland steht jeden Morgen irgendein Möchtegernheld auf und macht sich während der Morgentoilette Gedanken darüber wie er dem deutschen Eishockey eigentlich an diesem schönen Tag schaden könnte. Standard ist hier natürlich die klassische Insolvenz – immer wieder gern genommen, aber wer etwas auf sich hält, bedient sich anderer Instrumente. Vielleicht mit etwas exotischeres? Man könnte z.B. versuchen sich in eine Liga einzuklagen in der man nichts mehr zu suchen hat und eine ganze Region mit billigen Parolen wie “Weil wir Recht haben” an der Stange halten. Ach – das hat ja schon einmal nicht funktioniert. Gut, es gäbe da noch eine Möglichkeit – nicht ganz ungefährlich, ziemlich dreist aber doch machbar: Wir ruinieren einfach ein alt eingesessenes und von den Fans innig geliebtes Stadion. Dass das Ganze auch noch mit Steuergeldern verbunden ist, macht es doch gleich reizvoller. “No risk no fun” eben.
Ausnahmezustand in und rund um Augsburg
Vor kurzem wurden die Straßen rund um das alte Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg noch in “Max-Fedra-Allee” und “Larry-Mitchell-Ave.” umbenannt. Es herrschte Ausnahmezustand in und rund um Augsburg und deren Traditionsverein. Ganz Eishockeydeutschland war entzückt ob der großartigen Leistungen des Low-Budget-Teams aus dem Süden Deutschlands. Zuerst warf man den Ligenkrösus aus Mannheim raus, danach deklassierte man den aktuellen Meister aus Berlin und in der nächste Runde mussten die Grizzly Adams aus Wolfsburg früher in die Sommerpause als gewünscht. Es war eine wundervolle Geschichte – geschrieben von einem wackeren kleinen Verein der trotz geringer finanzieller Mittel jedes Jahr aufs Neue das Maximum heraus kitzelt. An den Stadionumbau denken wollte man während dieser Serie eigentlich nicht – um diese Probleme kann man sich, zumindest als Fan, in der neuen Saison kümmern, jetzt heißt es erst einmal genießen. Richtig so – man hat es sich auch redlich verdient. Solche Geschichten schreibt eben nur der Sport.
Mehr Holz vor der Hütt`n
Das die Augsburger in der folgenden Saison nur noch knapp über 3.000 Fans im CFS unterbringen werden können, ist ein dem Umbau geschuldetes Übel. Da muss man halt einfach durch. “Wer schön sein will, muss leiden” salopp gesagt. Mehr Holz vor der Hütt`n gibt es ja schließlich auch nicht ohne ein bisschen Aua. Was sich allerdings momentan abspielt, spottet jeder Beschreibung. Das gute alte Curt-Frenzel-Stadion verkommt zu einer Fehlkonstruktion – Fehler die zu früheren Zeiten schon in anderen Stadien gemacht wurden, werden einfach neu gemacht. Warum auch aus den Fehlern anderer lernen wenn man sie selbst machen kann? Trotz offensichtlicher und von den Fans immer wieder propagierter Baumängel wird einfach fröhlich weiter gebastelt. Wenn der Beton erst mal trocken ist, kann man es nicht mehr ändern.
Nimm ihnen nie ihre Seele
Der normale Eishockeyfan ist geduldig, verzeiht viel und schluckt eigentlich alles hinunter – weil er diesen Sport liebt und nicht ohne ihn kann. Wäre das nicht so, hätte er ihm schon lang den Rücken zugekehrt. Aber eines darf man dem Eishockeyfan niemals nie nicht nehmen (Vorsicht: Bayrische Dreifachverneinung) nehmen: Seine Seele. Die Seele der Eishockeyfans wohnt meist in der Konstruktion unter ihren Füßen die Ihnen das sehen über den Kopf des Vordermans erleichtert – die Fankurve eben. Gut, jetzt werden einige sagen: Das passiert doch andauernd – mit jedem neuen Stadion baut man auch eine neue Kurve. Das stimmt, aber: Wenn Stadien renoviert werden, was im Falle Curt-Frenzel-Stadions ja der Fall ist, dann ist es eben doch noch ein Stück weit das selbe, alte und gewohnte Stadion.
Als man vor kurzem den alt ehrwürdigen Bauchenberg in Schwenningen erneuert hat, erkannte man gewisse Probleme bereits vorzeitig und machte sich daran eben diese Probleme zu lösen. Man ließ den Fans ihre Kurve, baute den etwas Betuchteren ihren VIP-Bereich und den Normalzuschauern ein paar gemütliche Sitze für das entspannte Familienvergnüngen. Das ganze verpackt in einer nett anzusehenden Dachkonstruktion mit ansprechendem Drumherum. Wenn ihr mich fragt, das momentan beste Eisstadion der Nation. In keinem anderen Stadion das ich bisher gesehen habe, hat man Moderne, Tradition und die Faszination Eishockey besser unter einen Hut gepackt. Man hat das sinnvollste und einzig richtige getan – man hat einen Kompromiss zwischen Eisstadion und moderner Multifunktionshalle gefunden. Ich denke, dass dort keiner die an anderen Standorten oft geführte Diskussion “Pro Eisstadion – Contra Multifunktionshalle” führen muss. Warum? Ganz einfach – beide Seiten haben bekommen was ihnen wichtig war. Klar, allen kann man es nicht recht machen, in Schwenningen ist man aber verdammt nah dran.
“Sichtlinie ist die Torlinie”
Schaut man sich jetzt die Pläne der neuen Augsburger Eishalle an – also die die man im Internet findet – so hat man den Verdacht das hier ein ähnlich guter Gedanke da war. Die Fankurve sollte zum Großteil da bleiben wo sie war – es wurden ein paar mehr Sitzplätze geschaffen um den 9.000-Punkte-Plan der DEL einzuhalten und ein anständiger VIP-Bereich für die etwas betuchteren Zuschauer sollte auch geschaffen werden. Der Stadionbau war auf einem guten Weg, zumindest glaube ich das. Nur was passiert jetzt? Man baut Tribünen deren Neigungswinkel keine 30° erreichen und ignoriert dabei anscheinend die Tatsache, dass Eishockey auch noch hinter der Torlinie gespielt wird. Um noch einmal auf die Schwenninger Helios Arena zurückzukommen: Hier reden wir von einem Neigungswinkel der bei über 40° liegt. Vielleicht dachten sich die zuständigen in Augsburg auch, dass es den Eishockeyfans egal ist wenn der Topscorer außerhalb ihres Sichtbereichs zum Eckball antritt? Vermutlich schon – anders kann man sich nicht erklären wie so ein Statement zu Stande kommt: “Sichtlinie ist die Torlinie”. Also mal ganz ehrlich: Hinter dem Tor passiert doch eh nix – ob der Puck nun im Tor war oder eben nicht, entscheidet später doch sowieso der Schiedsrichter. Klatschen, trommeln, feiern und das geile Gefühl das man erlebt wenn man den Puck live ins Tor fliegen sieht – das kann man doch auch ein paar Sekunden später noch haben. Oder, das ist jetzt meine Meinung, man hat sich einfach gar nix dabei gedacht. Man baut einfach fröhlich drauf los – merkt irgendwann das es schief läuft – kann nicht über seinen eigenen Schatten springen und zieht das Projekt knallhart und ohne Kompromisse durch. Zu lasten des Hauptmieters und seinem größten Kapital, den Fans.
Jeder, der schon einmal beim Eishockey war und nur ein bisschen aufgepasst hat, weiß, dass die Torlinie eben nicht die Sichtlinie ist. Eine Eisfläche hört bekanntlich nicht an der Torlinie auf – sie hört an der Bande auf – die befindet sich noch ein gutes Stück hinter dem Tor. Denn zwischen Tor und dem Ende der Eisfläche kommt erst noch “Wayne`s Office” – aber gut, zu wissen was “Wayne`s Office” ist, wäre jetzt auch zu viel verlangt, das gebe ich zu. Aber ist es wirklich zu viel verlangt, dass man mit 1,90 m einen Teil der Eisfläche nicht sehen kann? Was machen dann Menschen die kleiner sind – sollen die ununterbrochen hüpfen? Wobei, da fällt mir ein: Das wäre eine super Merchandise-Idee für die Panther-Verantwortlichen. Man verleiht einfach vor jedem Spiel diese lustigen Känguru-Stiefel – damit hüpft es sich leichter. Abnehmen tut man dabei vermutlich auch noch, was das Gesundheitsministerium freuen würde, nur das Bier würde laufend verschüttet werden. Naja, es gibt ja Schnabeltassen - Problem gelöst.
Nein, Problem leider nicht gelöst. Was ist mit noch kleineren Menschen, sprich, was ist mit dem “Fan-Nachwuchs”? Oft springt der “Fanfunke” doch schon in jungen Jahren über – aber was soll ein 12-Jähriger mit einem Meter-fünfzig denn in einem Stadion bei einem Eishockeyspiel machen, wenn er überhaupt nichts, oder nur eingeschränkt, sehen kann? Na eben, gar nix. Er geht nach Hause und kommt so schnell nicht wieder. Laut Aussagen der Verantwortlichen sollen die Probleme spätestens mit der Fertigstellung gelöst sein. Ich frage mich nur eines: Wie soll das gehen? Gewisse Plätze im Stadion die jetzt schon als Stehplätze arge Mängel aufweisen, sollen dann auf einmal im sitzen besser sein? Klingt aus meiner Sicht nicht sehr logisch. Aber vielleicht lösen sich die Probleme einfach von selber – durch die zu enge Zufahrt zum Stadion kommt eh kein Spielerbus mehr in die Halle.
Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, das sich diese Probleme noch irgendwie beheben lassen. Wenn die Augsburger Fans hier einen kleinen Beitrag leisten könnten, in dem sie an den richtigen Stellen ihre Meinungen einbringen, wäre das sicherlich schon ein Anfang. Viel Glück Augsburger Panther.
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Bitte helft uns Augsburgern. Lest das, verbreitert es, gebt Medien bescheid.
Helft uns Augsburger, wir wollen auch weiterhin Eishockey sehen.
Ich kann das auch nicht verstehen, was da passiert.
Als endlich feststand, daß der Umbau kommt, fand ich das richtig geil für Augsburg.
Wie von Ort geschrieben, ist doch ein Projekt wie in Schwenningen sehr begrüßenswert, das sich am Kult orientiert und dennoch (dezent) Neues schafft. Ich war zwar noch nicht im neuen Stadion und kenne nur die Bilder. Aber wie es aussieht, wurde gekonnt der Spagat zwischen Tradition (hui, schon wieder dieses Wort ) und Moderne geschafft.
Es wird noch an einigen Standorten der Tag kommen, an dem eine Entscheidung über die nachhaltige Entwicklung und Sicherung eines Vereins getroffen werden muß.
Stark ist ja auch, daß im Interview gesagt wird, man habe sich quasi intensiv andere Stadien angeschaut, um aus den dort gemachten Fehlern zu lernen… wut?
Na ja, wenn das alles so bleiebn sollte, ist es sehr schade für die Augsburger, die natürlich zu Recht sauer sind.
Danke, ein schöner Kommentar zum ehemals schönsten Stadion der Republik. Kleine Anmerkung von mir: Die anderen Stadien angeschaut haben sich die Planer der Impuls-Arena (FCA) und der Helios Arena (SERC). Das ist in dem verlinkten Artikel etwas mißverständlich ausgedrückt.
Wenn das alles nicht so traurig wäre könnte man eigentlich nur drüber lachen. Tut mir echt leid für alle Augsburger Eishockeyfans. Was lässt sich da jetzt noch machen? Zusätzliche Stufen auf die Stufen um den Neigungswinkel zu erhöhen?
Mir graust ja innerlich davor das irgendwann mal mein heißgeliebter Pferdeturm renoviert wird und dabei ähnlich gepfuscht wird.
gestern war einTreffen mit Fanclub-Vertretern, dem für Sport zuständigen 3. Bürgermeister Peter Grab und den für den Pfusch Verantwortlichen, Architekt Öttl und Projektleiter Tanzer.
Es kam dabei u.a. raus, daß die Planer VON ANFANG AN WUSSTEN, DASS DIE SICHT EINGESCHRÄNKT WIRD! Abhilfe soll möglicherweise eine Anhebung der Eisfläche um 0,75 m schaffen, allerdings erst zur Saison 2012/13. Ich befürchte, das ist für den AEV zu spät …
Kommt drauf an WIE man das dann propagiert – wenn man sich fehler eingesteht, die Besserung ja dann eine Saison später in Aussicht steht, kann man das auch verkaufen – Eishockeyfans sind geduldig. Wichtig ist nur das sich wirklich etwas tut und die Fans merken das dass Problem gelöst wird…
In unserer Stadionzeitschrift soll es am Freitag einen Artikel über diesen Sachverhalt geben. Wir bauen damit schonmal vor, falls es in Freiburg auch mal ein neues Stadion geben sollte. Wir sammeln derzeit alle Fehler der anderen um den maximalen Gau äähh Bau zu realisieren.
Bob der Baumeister
Wenn denn alles so eintreffen sollte, kann sich der Verantwortliche glücklich schätzen im Deutschland des 21. Jahrhunderts und nicht in der Antike zu leben.
wie singen die Augsburger immer, ob anwesend oder nicht, Scheiss Kölner Haie, die sind schuld !
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