Der große Geistertanz
Gleich zweimal in den nächsten Tagen stehen Tipis im Ellental. Neben dem Kampf um Meisterschaftspunkte am kommenden Freitag steht für die zwei katastrophal in die Saison gestarteten Teams noch die Zweitrundenpartie im DEB-Pokal am kommenden Dienstag auf dem Programm. Blitzt bei einem von beiden Teams die eigentliche Klasse auf, dürfte sich ein wenig Licht am Ende des Tunnels sehen lassen. Letzer gegen Vorletzter,der absolute Krisengipfel in Doppelvorstellung. Es droht in Punkto Zuschauer ein absoluter Geistertanz in der Ellentalarena. Dabei dürfte es trotzdem nicht langweilig werden. Warum versuchen wir einmal ein wenig zu erläutern.
Katastrophaler Saisonstart
Wäre ein Fehlstart von Hannover in dieser Größenordnung vielleicht noch erwartet gewesen, so dürften viele augenreibend den Tabellenstand der Steelers zur Kenntnis nehmen. Traditionell erfolgreich scheint der finanzielle Aderlass, der gleichbedeutend mit dem Abschied von Führungsspielern wie Kelly und Martinovic war, auch von Trainer-Schlitzohr Brittig nicht kompensierbar zu sein. Nun droht bei einer Niederlage gegen den niedersächsischen Club erneut die rote Laterne.
Diese steht nach dem 0:5-Heimdebakel gegen Ravensburg nun am Pferdeturm und bescheint frustrierte Spieler und Fans. Mit hohen Erwartungen und einer komplett umgekrempelten Mannschaft sowie sportlicher Führung wollte man dieses Jahr die Liga eigentlich sportlich das Fürchten lehren. Nach fünf Spielen echauffieren sich schon wieder Fans in Kaufbeuren und Ravensburg über Frustfouls und Undiszipliniertheiten bei den Rothäuten – zu Recht. Besonders Zach Tarkir, eigentlich der neue Defensiv-Häuptling, erwies seinem Team am vergangenen Sonntag einen Bärendienst, als er kurz vor Spielende mit einer Matchstrafe nach Crosscheck mit anschliessender Rauferei gegen Oravec von Schiedsrichter Klau zum Duschen geschickt wurde.
Dünnhäutig ist man geworden am Pferdeturm. Nach der Aufstiegssaison in ihrer ganzen gruseligen Länge ist das Nervenkostüm begrenzt belastbar. Nun schon am fünften Spieltag brennt es gewaltig unter dem Dach. Gerade die Disziplinlosigkeiten und der mangelnde Kampf, die große Tugend am Pferdeturm, lassen die Fanseele kochen.
Auch im Ellental ist man alles andere als zufrieden. Die in guter Tradition aus Landshut verpflichteten Kudelka und Keeper Cinibulk bringen noch nicht die gewünschte Leistung. Zuletzt sorgte Wandervogel Selivanov für den nächsten Eklat. Nach den Schwierigkeiten um seine Arbeitserlaubnis fiel dem guten nun nach knapp zwei Monaten im Ellental auf, dass ihm die 500 Kilometer zu seinem Krefelder Haus und seiner Familie zu weit sind. Und somit endete das Kapitel Selivanov im Steelers-Dress neben Latendresse schneller als es sich eh schon viele gedacht hatten. Vielleicht hat der Bietigheimer Mannschaftsarzt auch ein Faible für Kniespritzen. Man weiss es nicht. Ersatz ist schon verpflichtet, mit Pierre-Luc Sleigher von den Kassel Huskies kommt ein DEL-erfahrener Stürmer, der sowohl Wing als auch Center spielen kann.
Kein Verständnis für rüpelhafte Rothäute
Kein Trainer erregte und echauffierte sich letzte Saison so ausgiebig über die Spielweise des West-Teams wie Bietigheims Coach Brittig. Mehrfach wurden Partien unter Verbandsaufsicht geführt. Dies wiederrum strapazierte das Gemüt der Offiziellen auf Indianerseite verständlicherweise. Somit dürften die neuesten Ausbrüche in Sachen Disziplin im Indianerstamm Wasser auf die Gebetsmühlen des Steelers-Coach sein. Trotzdem dürfte er erleichtert sein, dass mit Tarkir eine Sorge weniger auf seine Steelers zurollt, zumindest im Punktspiel.
Von Vorbereitungspartnern zu offener Abneigung
Alles begann im wohl vorerst letzten ausgemachten Vorbereitungsvergleich zur vorigen Saison. DJ Jelitto nagelte Bietigheims Stefan Schrimpf mit solcher Vehemenz in die Mittelbande der Ellentalarena, dass wohl nebenan im gutbesuchten Freibad der Sprungturm gewackelt haben dürfte. Schrimpf verbrachte daraufhin drei Tage im Bietigheimer Krankenhaus. Selbst nachdem Ninkov den übermotivierten US-Boy zum Duschen schickte fuchtelte es noch wild und echauffierend auf der Bietigheimer Bank. Das Spiel wurde zunehmend nickliger und so geriet Schiri Ninkov, der leider nicht seinen besten Tag erwischte, immer mehr in den Mittelpunkt. So wanderten nach Disziplinarstrafen noch die Indians-Akteure del Monte und “enfant terrible” PJ Atherton ein wenig früher als geplant unter die Dusche. Auf dem Eis wurde inzwischen mehr Trashtalk betrieben, als Eishockey gespielt. Von einer freundlich dahinplätschernden Vorbereitungspartie war nicht mehr viel übrig geblieben.
So kam es das die Spielweise der Indians zur persönlichen Vendetta für den Steelers-Coach wurde, die in der regulären Saison dann zu wiederholten Besuchen der Verbandsaufsicht führte, da Herr Brittig sich gezwungen sah seine Spieler vor dem dreckigen Hannoveraner Hockey zu schützen. Als Hannoveraner sage ich da gut das der Herr Brittig weder Chad “the Brat” Michalchuk noch Adam Dewan gegen sich hat auflaufen sehen, wäre seinem Aderdruck nicht sehr zuträglich gewesen.
Ersatzhelme und Co-Trainer-Watschn
Damit war es aber noch lange nicht genug. Bei einem der Saisonspiele am Pferdeturm musste sogar ein Bietigheimer Spieler aussetzen da nicht genug Ersatzhelme mitgenommen worden waren. Für Coach Brittig erneuter Beweis für das übertriebende Körperspiel der Westboys, so ganz unrecht dürfte der Herr da auch nicht gehabt haben. Aber anstatt sich auf dem Eis zu revanchieren, wie es derweil damals die Freiburger erfolgreich mit Adam Spylo schon einmal vormachten, bevorzugte man den “höheren Weg”, sprich erneuter Aufgalopp der Verbandsaufsicht samt Schiedsrichterbeobachter. Hotelier Wrobleski dürfte es verschmerzen können zusätzliche Zimmer und Karten zu stellen. Die Kosten zahlt ja bekanntlich der Antrags-Steller. Es ist derweil unbekannt ob im neuen Etat ein spezieller Indians-Posten für ramponierte Schutzausrüstung und etwaiige zusätzliche Verbandskosten vorgesehen ist. Wundern würde es uns dann doch, sind ja doch schließlich Schwaben, gell?
Mit der Indianerspielweise waren aber nicht nur die Offiziellen auf Bietigheimer Seite nicht einverstanden. Davon kann Kent Todd, der damalige Co-Trainer der Indians ein Lied singen. Zwischen seinen Pizza-kauenden Spielern und kleiner Traube Auswärtsfahrer am Spielerbus Smalltalk betreibend machte eine weibliche Steelers-Anhängerin ganz unkonsequent ihrem Ärger über die harte Spielweise der Indianer Luft. Zunächst schaute die Dame in den Mannschaftsbus unter den irritierten Augen des Bus-Personals, wohl auf der Suche nach Joe West. Nachdem dieser nicht anzutreffen war ging es schnurstracks zum Co-Trainer der Indians und unter einer wüsten Tirade, die nur brockenweise mit “Schämts euch!” und “Sauerei!” verständlich war klatschte es einmal laut, aber keinen Beifall. Verdutzte Gesichter blickten in ein noch verdutzteres, sich die Wange reibendes Co-Trainer-Gesicht. “But I am not Joe West”, klagte dieser während die Hand die leicht gerötete Gesichtspartie massierte und die traditionelle Brille auf und ab wippte. Nachdem sich die Kinnladen langsam wieder vom Boden eingerollt hatten, brach großes Gelächter aus, während die Dame in flottem Tempo ihren Abgang machte.
Drei Punkte in Bietigheim gabs bisher nur im Tunnel
Wir würden zu gerne mal Mäuschen spielen in der Flensburger Sünderkartei. Dort dürfte die Zahl der Eishockeyprofis unter den Opfern der legendären Blitzanlage im Bietigheimer Gottlob-Grotz-Tunnel durchaus beeindruckend sein. Gerüchten zufolge punktete schonmal ein Kufencrack doppelt bei Hin- und Rückfahrt (Zur Erklärung für DEL-Fans: sowohl vor, als auch im Tunnel befinden sich in jeweils beide Richtungen stationäre Blitzanlagen). Gepunktet haben die Indianer auch schon in Bietigheim, einen Dreier gab es jedoch noch nicht seit dem Aufstieg.
Interessant das der Verband für dieses Spiel als Schiedsrichter Ulpi Sicorschi ausgesucht hat. Die Spieler sollten also gewarnt sein, der Arm ist schneller oben als Brittig im Flummi-Modus.Moderater Redaktions-Tip: Verteidigen die Indianer ihre Sünder-Tabellen-Führung gibts die rote Laterne als Dreingabe.
Den Fans solls egal sein. Letztes Jahr gabs zur Begrüßung Biermarken satt für die ECH-Fans. Nette Geste und das in Schwaben! Wenn ihr dieses Jahr auch wieder so nett seid überleg ichs mir persönlich noch runterzufahren und jeder Steelers-Fan sollte sich die Sache eh nicht entgehen lassen.
Hier noch ein West-Zungenbrecher: Brittig mag nich’ckt gritty hockey. Prost!
Wie es aussieht werden die Indians möglicherweise auch am Freitag schon mit einem Neuzugang für den nach Nauheim zurückgekehrten Tobias Schwab aufwarten.
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