Start in die Krise – Ein Kommentar

7 September 2010 Text: George J. King
Foto: Michael Welsing / flickr.com

Wie die Zeitung mit den vier Buchstaben meldet, findet am Montag ein Krisengipfel der DEL wegen der schlechten Zuschauerzahlen statt. Ein Krisengipfel, beschlossen nach nur zwei Spieltagen, das lässt noch einiges erwarten für die weiteren 50 Spieltage.

Anmerkung der Redaktion: “Eine “Krisensitzung” findet am kommenden Montag nicht statt. Es treffen sich nur die sportliche Leiter zu einer turnusmäßigen Sitzung” teilte uns die DEL heute auf Anfrage mit.

Die Rückkehr zu alten Zeiten?

Die eine oder andere finanzielle Krise während der Saison hier und da, würde ohnehin niemanden mehr überraschen, eher das Ausbleiben derselben. Zumal der eine oder andere Manager der DEL ja schon vor dem Saisonstart ahnte, was auf die Liga zukommt. Marco Stichnoth, Geschäftsführer der Hannover Scorpions, forderte da schon mehr oder weniger das Ende der DEL und die Rückkehr zu alten Zeiten: Auf- und Abstieg, Abschaffung der Hallenanforderungen und einen Zusammenschluss der Liga unter einem Dach mit dem DEB. Dabei sind die Hannover Scorpions eigentlich ein Paradebeispiel dafür, warum die DEL ein Plastikprodukt ist, das immer weniger Fans, Sponsoren und Medien interessiert, ohne den Scorpions nun einen Schwarzen Peter zuweisen zu wollen. Zunächst einmal sind die Hannover Scorpions keine Hannoveraner, sondern Wedemark Scorpions. Wedemark-Fans mit Herzblut verzeihen so etwas genauso wenig, wie Schalke-Fans die Umbenennung ihres Vereins in Dortmund II vergeben würden, und die Hannoveraner Eishockeyfans gehen ohnehin zu den Hannover Indians. Weiteres Beispiel: Viele Münchner Eishockeyfans haben aufgrund des unsportlichen Lizenzgeschachers und des Umzugs der Barons nach Hamburg und dem damit verbundenen Ende des ESC München der DEL bis heute auf immer den Rücken gekehrt – EHC München hin oder her.

Hallen in Orten wie beispielsweise Landshut, Kaufbeuren oder Rosenheim sind kleiner und älter, haben Geschichte und das Eishockeyflair, das man in Deutschland liebt sowie Fans, denen ein Videowürfel im Stadion so wichtig ist wie eine Badehose. Beides braucht man für Eishockey mit Herzblut nicht. Denn die tollen, großen Arenen haben den Sport nur amerikanisiert, ohne jedoch gleichzeitig für genug Amerikaner zu sorgen, die sich Eishockey dort ansehen wollen. Und diejenigen, die für Stimmung in den Eishockey-Stadien sorgen, müssen und wollen auch nicht sitzen.

Der grundlose Zwang zu großen, halbleeren Hallen

Sicher, der Zuschauerschnitt der DEL ist höher als in den 90er Jahren, dank den Arenen in Mannheim oder in Berlin. Aber die Kosten für die Spielstätten, für Spieler, für Energie und vieles mehr sind ebenso und vermutlich in größerem Umfang gestiegen und die Medienpräsenz quasi auf Null gesunken. Früher kamen Eishockey-WM-Spiele der deutschen Mannschaft live auf ARD und ZDF – sogar die 20-Uhr-Tagesschau wurde einst verschoben. Heute würde man dort nicht einmal eine Wiederholung eines Heimatfilms für Eishockey verschieben.

Der grundlose Zwang zu großen, halbleeren Hallen hat dem Sport viel von seiner Atmosphäre und damit seiner Attraktivität genommen. Was nützt Düsseldorf ein ISS Dome, bei dem jetzt ein Oberrang bei Spielen geschlossen bleibt und damit weniger Kapazität zur Verfügung steht als früher an der legendären Brehmstraße, die fast immer ausverkauft war?

Sind für den Sport nicht 5000 fanatisch anfeuernde Fans in einer alten, zum Bersten gefüllten Halle besser, als 8000 Popcorn-essende Zuschauer, die sich in einer stillen 12.000-Mann-Arena voller Sitzplätze verteilen? Warum soll Sport nur in Großstädten stattfinden, mit Spielern, die mit dem Ort fast nichts verbindet und mit Zuschauern, die aus zig anderen Sportangeboten wählen können? Warum soll die höchste Liga nicht auch in kleineren Städten begeistern dürfen, aus denen ohnehin die meisten der Spieler stammen, wo der Einbau eines Videowürfels jedoch den halben Saisonetat verbrauchen würde? Wieso soll der Sport nicht da stattfinden, wo er ganz einfach hingehört und wo er organisch wächst und Tradition hat, nur weil der Verein die 800.000 Euro DEL-Aufnahmegebühr und die Kosten für einen Videowürfel lieber in die Mannschaft und den Nachwuchs investieren würde?

Es mag sein…

Mag sein, dass dann in den einzelnen Mannschaften der ersten Liga weniger ausländische (meist abgehalfterte) Stars spielen, dafür aber mehr deutsche Spieler eine Chance bekommen und nicht als Bankdrücker Jahre ihrer Karriere verschwenden.

Mag sein, dass man weniger Glamour sieht und der eine oder andere Event-Zuschauer in einem alten Stadion etwas Zugluft abbekommt, dafür sieht man die Vereine spielen, die sich das sportlich und mit Herzblut verdient haben. Wie gut das in Deutschland ankommt, hat die WM 2010 bewiesen.

Mag sein, dass die erste Liga dann europäisch gesehen weniger attraktiv wirkt, doch die Nationalmannschaft wird davon mit Sicherheit profitieren und das Ansehen des Sports im Inland und bei den Medien steigen. Den meisten Eishockeyfans in Deutschland ist Europa schlicht egal und umgekehrt ist das ebenso – Eishockey ist nicht Fußball.

Mag sein, dass DEL und DEB endlich aufwachen, aber vermutlich fehlen noch ein paar Insolvenzen.

Update…

Aufgrund des Kommentars von René hier noch eine kleine Ergänzung des Artikels:

Auf Kommentare, die mir “abgenutze Klischees” und fehlendes Verständnis vorwerfen, ohne ein einziges Argument zu nennen, kann man nicht wirklich eingehen. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass die große Mehrheit der Eishockeyfans in Deutschland meinem Kommentar zustimmt, weil mein Blinkwinkel dem ihren entspricht.  ”Meilenweit” entfernt haben sich nicht wir Fans, sondern die DEL.

Jede Liga, die sich vom sportlichen Wettberb mit unteren Ligen abschottet und Bedingungen für eine Aufnahme schafft, die mit dem Eishockeysport per se nichts zu tun haben, ist ein künstliches Konstrukt jenseits jeder deutschen Sporttradition, das zudem auch nur noch im PayTV zu sehen ist. Wie will man so jungen, potentielle Fans außerhalb der DEL-Städte für den Sport begeistern? Oder überlässt man das wie den Großteil der Nachwuchsausbildung den kleinen Vereinen, die man aussperrt?

Was ist denn der Grund für den Zwang zu einem Videowürfel? Was hat das bitte mit dem Sport zu tun? Was kann es überhaupt damit zu tun haben? Braucht man das, damit ein Club in der Lage ist, Erstliga-Hockey zu spielen?

Reicht es nicht, dass vor einer neuen Saison Frankfurt und Kassel in Konkurs gehen, der Deutsche Meister Hannover Scorpions kurzfristig vor dem Aus steht, die Kölner Haie zu retten sind und aus Krefeld von Herrn Fabel zu hören ist, dass man “diese Saison nach menschlichem Ermessen zu Ende spielen” wird, um zu erkennen, dass die DEL in dieser Form keinen Bestand haben kann? Übrigens, Hamburg kalkuliert dieses Jahr mit schlappen 1.500 Fans mehr pro Spiel als man in der letzten Saison hatte.

IIHF-Generalsekretär Lichtner hat die DEL gerade erst stark kritisiert und erklärt, dass ” auf dem Altar persönlicher Eitelkeiten eine große Chance für eine Sportart fast zerstört” wird. IIHF-Präsident Rene Fasel hatte 2005 dem DEB sogar empfohlen, die DEL zu einer “wilden Liga” zu erklären, mit all den negativen Folgen für Spieler, die daran teilnehmen würden.

Ja, ich gebe zu, dass ich so einiges in Sachen DEL nicht verstehe, aber nicht aufgrund großer Entfernung, sondern weil mir das Eishockey als Sport am Herzen liegt und nicht irgendwelche Multifunktionshallen, Videowürfel und künstliche Aufstiegsverhinderungsklauseln für kleine Vereine.



Dieser Beitrag gefällt mir und ist mir etwas wert: [info]

Ähnliche Artikel

16 Kommentare »

  • Martin said:

    Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Hannover usw….diese Begegnung gibt (bzw. gab es bis vor kurzer Zeit) fast in allen Populären Sportarten. Ob Fußball, Basketball, Eishockey oder Handball…..wo liegt da der Reiz für den Großstädter nach dem zwanzigsten Duell Frankfurt gegen Hamburg??? Dazu gibt es im Eishockey auch noch diese Doppelrunde. Das heißt man hatte gleich doppelt die Chance diesem Duell bei zu Wohnen.
    Dazu kommt dann noch das im Eishockey die Kostenstruktur am schlechtesten ist. Jede Woche Heimspiele (oftmals dank Arena zwei) und das zu höheren Preisen (verglichen zur Sportlichen konkurrenz). Wer will bzw. kann sich das Leisten. Da muß man schon großer Fan sein.

  • eiOlli said:

    Netter Artikel, der genau “in des Pudels Kern trifft”.
    Schlussendlich fehlt mir in der Zwischenzeit einfach der Glaube an den Willen zur Veränderung innerhalb der DEL und den “Ortsverbänden”.
    Ein gewisser Herr Litzinger (Nachwuchsleiter Hedos München und später Präsident oder so vom ESC München) sagte mal: “Das Dt. Eishockey wird regiert von Selbstdarstellern mit einem Hang zu einer größeren Außenwirkung, da Sie, trotz des vorhandenen Reichtums, keiner kennt.”. Wie das mit ihm seinerzeit endete wissen viele Münchner nur zu genau, wobei ich da nicht pauschalisieren möchte. Aber wenn ich mir allein über diesen Sommer das Bauerntheater um diese Kasselaner anschaue, geht es genau darum. Und diesen Leuten geht es nur sekundär um den Sport an sich.

  • Ralf Leising said:

    Der Artikel ist wirklich toll und spricht mir aus der Seele.
    Im deutschen Eishockey ist es längst nicht mehr 5 vor 12, sondern eher 5 nach 12.
    Die Rückführung der Ligenanforderungen, auf ein für europäische Maßstäbe vernünftiges Maß ist überfällig. Hoffentlich verhallt der Vorstoß von Marco Stichnoth nicht wie vieles zuvor, nahezu ungehört, sondern bewirkt etwas. Der Glaube alleine fehlt mir dazu.

    Natürlich ist Eishockey ein sehr teurer Sport und es ist erforderlich, den Sponsoren und Gönnern, die nicht in einer halboffenen Arena frieren wollen, etwas zu bieten. Genau das muss aber nicht zwangsläufig auf Kosten der Stehplatz-Anhänger und damit der Stimmung erfolgen.

    Wer sich wirklich die Mühe machen will, einen vernünftigen Kompromiß zu schaffen, der noch dazu bezahlbar ist, der möge sich bitte (so noch nicht bekannt oder erlebt) ein Bild vom umgebauten Bauchenberg in Schwenningen machen (Jetzt Helios Arena).
    Das IST ein sehr guter Kompromiß, mit ausreichend Ambiente und Platz für Sponsoren, Gönner und sonstige VIPs, ABER eben auch MIT vielen Stehplätzen und einer nach wie vor tollen Stimmung und Atmosphäre.
    Denn das ist es genau, was vielen Fans, die der DEL den Rücken kehren fehlt.

    Wenn wir uns in diese Richtung bewegen und es schaffen Zug um Zug mehr deutsche Spieler einzusetzen, dann kann es etwas werden. Warum trauen wir uns nicht, eine Regelung zu formulieren, die z.B. besagt, dass bis zur Saison 2013/2014 15 deutsche Spieler auf dem Spielberichtsbogen stehen MÜSSEN?

    Wir werden sehen wie es weitergeht, ob und welche Reformen beschlossen werden.

  • Darth_Mueller said:

    es ist eine Schande daß eines der letzten richtigen Stadien in der DEL diese Saison umgebaut werden muss
    Da wird ein Stück eishockeygeschichte versaubeutelt wegen irgendwelchen realitätsfremden 9000 Punkte Plänen….

  • Björn Fricke said:

    Bei uns war auch jeder vom neuen Bauchenberg begeistert. Das ist wirklich der optimale Kompromiss zwischen Stehplatz-Rink und VIP-Infrastruktur. Lediglich schade das die Kurvendynamik nicht komplett umgesetzt wurde und dort die Polizei ihren Standort bekommen hat. Das wäre dann noch das Sahnehäubchen gewesen.
    Aber auch so sieht man was möglich ist und was eine realistische “Arena” für das deutsche Eishockey darstellt.
    Das Stadion wirkt noch wie ein altes Stadion, trotz Logen und und Würfel. So muss es sein und für viele Standorte in der DEL wäre so eine Halle genau das richtige!

  • René said:

    Es handelt sich bei dem Artikel um einen Kommentar, einzig aus diesem Grund darf man ihn nicht völlig zerreissen, denn wenn der Autor die DEL tatsächlich so sehen sollte, dann muss man ihm dies zugestehen. An der Komplexen Realität eines Zusammenschlusses wie der DEL geht die hier geleistete Beschreibung algenutzter Klischees jedoch meilenweit vorbei.

    Wer die heutige DEL ernsthaft als “Plastikliga” bezeichnet, ARD und ZDF nennt und von “grundlosen Zwängen” spricht, der urteilt offensichtlich aus der (sehr großen) Entfernung und hat in meinen Augen sehr viel schlichtweg nicht verstanden.

    Leider fehlt mir aktuell die Zeit, um mich ausführlicher zu äußern. Vielleicht werde ich die beizeiten nachholen – denn Schriftstücke wie diese ärgern mich schlichtweg maßlos.

  • Jochen said:

    Ich sehe den Kommentar ähnlich wie René. Hier werden Statements abgegeben, die bewußt oder unbewußt überhöht werden um gleichzeitig eine alte Zeit zu huldigen, die es auch ohne DEL nicht mehr gegeben hätte. Und gerade weil es ein Kommentar ist (wobei hier ja auch normale Artikel in eine ähnliche Richtung gehen), ist es notwendig diesen zu kritisieren. Um mal auf einige Punkte ausführlicher einzugehen:

    - Der 9.000-Punkte-Plan ist deutlich entfernt von rigiden Hallenanforderungen da er im Gegensatz zu Anforderungen wie z.B. in der Basketball-Bundesliga dem Club eine gewisse Freiheit geben, wie er die 9000 Punkte erreicht. Straubing ist da das beste Beispiel dafür, dass keine Multifunktionshalle für die DEL notwendig ist (solange eben damit ausreichend Mittel generiert werden können). Von den aktuellen Zweitligisten erfüllen über die Hälfte die Bedingungen mehr oder weniger (weniger, da immer kleinere Modernisierungen notwendig sind). Einzig Hallen wie Weißwasser (alt wie die neu zu bauende) oder Ravensburg hätten keine Chance.

    - Die Zuschauerzahlen stagnieren zwar, brechen aber ligaweit nicht so deutlich ein wie suggeriert wird. Zudem halte ich es für ein Gerücht, dass die DEL wegen den Zuschauerzahlen sich trifft, denn die sind nach einem Spieltag (dass das nicht aussagekräftig ist, sollte klar sein) momentan eher sogar besser als letztes Jahr. Fraglich ist auch woher der Zuschauerschwund bei einzelnen Clubs kommt. Die Brehmstrasse war vor und besonders nach dem 2.Liga-Abstieg der DEG nicht mehr ordentlich voll. Hier mal die tatsächliche Entwicklung:

    Saison Zuschauerschnitt
    1996 8202
    1997 7247
    1998 7664
    1999 5444 (2. Liga)
    2000 5690
    2001 6638 (DEL)
    2005 5962
    2006 7046
    2007 7727 (1. Jahr ISS Dome)
    2010 5707

    Die ständig ausverkaufte Brehmstrasse ist mittlerweile nur noch ein Mythos. Die DEG hat wesentlich mehr Probleme als den ISS-Dome, der im Übrigen auch weiterhin nur mit einem Extra-Busverkehr an den ÖPNV angeschlossen ist (in einer Großstadt ist so etwas durchaus relevant). Ich selber kann es auch nicht erklären, dazu fehlt mir die Fanperspektive aus Düsseldorf. Auch Augsburg hatte mit alter Halle nie viele Zuschauer, selbst in der letzten Saison kamen die Zuschauer erst in den Play-Offs. Im Gegenzug dazu stehen die Eisbären, die die ersten DEL-Jahre eher mittelmäßige Zahlen und sich aber ein Standing erarbeitet haben, was ab den 2000er Jahren immer mehr zu einem ständig ausverkaufen Wellblechpalast und nun zu einer sehr gut gefüllten O2-World geführt hat.

    - Deutsche Spieler: Die DEL hat aktuell soviel deutsche Spieler wie selten zuvor. Die Ergebnisse zur Olympia und WM dieses Jahr zeigen, dass es keine eindeutige Gleichung “mehr deutsche Spieler in der DEL=mehr Erfolg der Nationalspieler” gibt. Um eine starke Nationalmannschaft zu fördern sind Quoten immer das schlechteste Mittel. Es ist die verstärkte Nachwuchsförderung (z.B. DNL) und eine sportlich attraktive Liga, die Interesse für den Sport fördert. Eine Quote hilft wenn, dann eingeschränkt nur bei Vorgaben für junge Spieler. Nur wird eine solche in den meisten Sportligen nur in kleinen Dosen angewendet.

    - Die Darstellung der Pleiten in Kassel und Frankfurt sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass beide Clubs über ihre Verhältnisse gelebt haben (im Frankfurter Fall liegt der Fokus eher auf die Zukunft). In Frankfurt hätte man durchaus weiterspielen können, nur eben mit einem wesentlich niedrigeren Etat. Dass das nicht gewollt war, ist ein Problem des Mäzenatentums, das wiederum systemimmanent ist. Wenn alle Clubs sich an die Lizenzbedingungen halten würden, würden Gehaltsexzesse und ständige Etatsteigerungen eben gestoppt. Daher liegt in der weiteren Verbesserung des Lizenzierungsverfahren ein wesentlich größerer Schlüssel zur Stabilisierung der Liga. Daher kann ich auch eine Sehnsucht nach einer früheren Zeit unter DEB-Dach nicht nachvollziehen, waren da Insolvenzen noch weit öfter an der Tagesordnung. Nur wurden diese v.a. wegen dem fehlenden Internet weit weniger so breit in der Öffentlichkeit (v.a. in ganz Deutschland und nicht nur vor Ort) diskutiert.

    - TV-Präsenz
    Die DEL hat von den großen 3 deutschen Hallenligen die höchsten TV-Einnahmen. Die HBL generiert mittlerweile auch eine höhere Summe durch Free-TV und Streaming (bald auch Pay-TV via Sport1+). Die BBL sieht allenfalls Peanuts für die mickrige Einschaltquote, die Free-TV Basketball erzeugt. Ich frage mich wirklich, wie man davon ausgehen kann, dass Sport1 oder irgend ein anderer Sender Summen zahlen kann, damit Free-TV sich auch lohnt. Dass dann Sponsoren interessierter sind, ist eine Mär, die allenfalls beim Fußball zur Realität wird. Aber selbst dort ist es v.a. die Sportschau mit Spielausschnitten, die dieses Interesse erzeugt. Pay-TV, und dabei sehe ich v.a. im IPTV/ on Demand via Kabel/Satellit wesentlich bessere Möglichkeiten (die schwedische Eliteserien macht es vor), um für solide Einnahmen zu sorgen. Zudem ist dieses Modell weit mehr die Zukunft als programmbasierte TV-Dienste (auch wenn es wohl noch einige Jahre dauert, bis man hauptsächlich on-demand fernschaut). Diese Zukunft ist für Sportarten, die nicht für Millionen-Einschaltquoten eine große Chance.

    - Zu guter letzt ist auch die Fankultur eine dynamische Entwicklung und bleibt nicht stehen. Die durchaus kritikwürdigen Ultraszenen oder Eventzuschauer sind genau so Bestandteil dieser Kultur wie das klassische Eishockepublikum in der Kurve. Eishockey gehört nicht einer bestimmten Gruppe. Wenn einer Gruppe etwas fehlt, dann liegt das auch nicht immer automatisch nur an der Liga, sondern möglicherweise auch am Club selbst, an den Spielern (Thema Leidenschaft), am eigenen Lebensumfeld (man wird älter),….

    Für mich gibt es auch immer etwas an der DEL zu verbessern. Nur halte ich es für naiv, dass man in einer Abschaffung der DEL auch nur irgendetwas an der Realität ändert. Schulden bleiben Schulden, Arenen bleiben Arenen, Eventzuschauer bleiben Eventzuschauer. Die DEL ist kein Leviathan, der alle nur knechtet, sondern immer noch ein Zusammenschluß der einzelnen Clubs, die die DEL-Politik mit dem Mehrheitsprinzip bestimmt.

  • Max Power said:

    @jochen

    zur 9000 punkte regel

    da seit dem theater von wolfburgs keine ausnahmeregelungen von der del mehr vergeben was das stadion betrifft ist es für einen möglichen aufsteiger deutlich schwieriger geworden da das neue(die renovierung/sanierung des) stadion schon fertig sein muß. was einen sensationsaufstieg von crimme oder Ravensburg als beispiel unmöglich macht. das eine liga immer anforderungen an die spielstätte stellt ist klar, allerdings sollten diese halbwegs realistisch sein.
    und nicht vielerorts einen neubau vorraussetzten

    zu den deutschen spielern, natürlich hat die del viele deutsche spieler, soweit ich weiß sogar die meisten im vergleich mit fußball, handball oder basketball, aber die deutschen spieler in der del haben selten den gleichen stellenwert wie in den andern sportarten, sie spielen wenig PP/PK, sie sind selten die stars und selten überregional bekannt, was bei einem kühnhakl oder hegen eben der fall war. zudem ist die spielerfluktuation bei den ausländern deutlich höher wie bei den deutschen spielern, was die verbundentheit der zuschauer zur mannschaft enorm schwächt. ich glaube auch nicht das 3 durchschnittskanadier das niveau der del so besonders anheben im vergleich z.b. zu deutschen spielern die mitlerweile in liga zwo spielen, früher waren die ausländer das salz in der suppe, ein McNeil in schwenningen, ein mike millar in kassel, ein tony tanti in berlin oder mannheim mit einem Rob Cimetta, da kannte man eben auch die “stars” vom gegner, heutzutage sind die alle gleich bzw einfach austauschbar, was den reiz an der del sehr weit sinken läßt.

    tv präsenz,
    es mag sein das die del vll die höchsten tv einnahmen nach dem fußball erzielt, aber zu welchem preis? sie findet im öffentlichen leben nicht mehr statt, kein mensch weiß wer meister geworden ist, es werden keine neuen zuschauer gewonnen, der sport gerät mehr undmehr ins abseits( vll auch daher vielerorts der zuschauerschwund denn es ist schwer als fan eine liga zu verfolgen zu der es nur 1 live spiel in der woche gibt und der rest nur in schriftlicher form verfügbar ist, früher haben zumindest die dritten programme noch zusammenfassungen gezeigt)

    natürlich hast du recht wenn du sagst die abschaffung der del ist nicht das allheilmittel, aber deb/esbg und die LVB haben in den letzten jahren einiges in sachen nachwuchsregelungen in die wege geleitet nur die del wehrt sich mit händen und füßen als liga da mitzumachen, als beispiel wäre der Reindl Pool oder die reduzierung von kontingentstellen zu nennen. es hat schon seine gründe warum in den andern großen sportarten die profiligen unter einem hut stecken, bis auf die relegation hat sich im fußball seit fast 20 jahren nichts geändert, auch im basketball und handball wird seit jahren mit der gleichen anzahl an mannschaft gespielt und auch der modus ist gleich.
    im eishockey ist jedes jahr ein von beiden neu, absolut keine kontinuität vorhanden. weil eben jeder sein süppchen kocht.

  • Jochen said:

    @Max Power
    Zum letzten Punkt und dem Vergleich mit den anderen Sportarten:

    Ich sehe zwar in der DEL wie bereits geschrieben auch immer Optimierungsmöglickeiten. Allerdings ist und bleibt Eishockey in Deutschland auf Jahre ein Exot. Eishockey gehört zu den teuersten Sportarten, die weit verbreitet sind. Insolvenzen gibt es ja nicht nur im Profieishockey. Im Amateurbereich gibt es leider auch regelmäßig Insolvenzen, Vereine verschwinden von der Landkarte. Alleine die Abstände zwischen DEL und 2. Liga und v.a. jetzt neu zwischen 2. Liga und Oberliga sind enorm. Es gibt einige wenige Proficlubs und leider auch dann nur eine kleine Gruppe von Amateurteams. Die Masse an Teams wie in traditionellen Eishockeyländern wie der Schweiz oder Tschechien fehlt einfach. Auch immer kritischer wird die Finanzierung von Eishallen. Mittlerweile werden selbst im Eishockey-Muster-Bundesland Bayern immer wieder Hallen geschlossen oder darüber diskutiert. Dass das alles in einem gewissen Masse auch in die Profiligen durchdringt halte ich für normal und nicht einfach änderbar.

    Allerdings haben auch die BBL und HBL ähnliche Probleme wie die DEL. Es gibt/gab immer noch Probleme bei einzelnen Clubs. Die Lizenzierungspraktiken sind immer noch nicht ausgereift und müssen sich zudem auch dem ständig ändernden Rechtsrahmen anpassen. Im Gegensatz zum Fußball haben die drei Hallensportarten v.a. Probleme bei der Einnahmequelle TV. Das sorgt dann nicht nur für geringere Etats, sondern auch für größere Abhängigkeit bei den Einnahmegruppen Sponsoring und Spieltagsgeldern (Catering, Eintrittsgelder).

    Noch etwas zum TV-Thema:
    Die Dritten könnten längst Bilder von DEL-Spielen zeigen (tun sie z.B. im NDR auch teilweise). Sky bietet ja die Bilder den Dritten an. Es ist also nicht das Problem des Pay-TV, sondern das Problem, dass entweder Sender sich einfach nicht dafür interessieren oder dass bisherige Berichterstattung zu wenig Zuschauer bringt. Es ist ja nicht so, dass vor 10 Jahren DEL-Spiele aus dem DSF verschwanden, weil so viele zugeschaut hatten. Free-TV lebt von Masse und nicht von Einzelzuschauern. Es ist daher davon auszugehen, dass sich bei einem Spiel auf Sport1 kaum etwas ändern würde. Denn die wenigen Zuschauer, die dann einschalten, werden nicht dafür sorgen, dass mehr Leute den Deutschen Meister kennen.

  • Kerstin said:

    @Jochen: In Hamburg sind Fußballstadion des HSV und Arena (Eishockey und Handball) ebenfalls nur über einen Pendelbusverkehr an den ÖPNV angeschlossen. Allerdings hat man da durchaus noch die Wahl mit dem eigenen Fahrzeug anzureisen, was in Düsseldorf fast unmöglich ist, da es dort nur ein einziges Parkhaus gibt, falls sich zum Start dieser Saison nichts geändert hat.
    Will nur sagen, dass so ein Punkt durchaus relevant sein kann, aber nicht muss (vielleicht sind die Düsseldorfer auch Gewohnheitstiere, an der Brehmstrasse fiel man ja aus der Straßenbahn direkt ins Stadion).
    —————-
    Augsburg geniesst übrigens bzgl. des 9000 Punkte Plans “Bestandsschutz”, genau wie z.B. auch Iserlohn. Straubing war das erste Team, welches damals nach den 9000 Punkten beurteilt wurde und diese auch mit einer offenen Halle und ohne Videowürfel erreicht hat. Die Hallenschliessung wurde ihnen auferlegt, genau wie Augsburg, wo es halt ein wenig schwieriger ist, da das Stadion unter Denkmalschutz steht (meine ich jedenfalls).

  • telsta said:

    hi zusammen!

    ich bin über dreissig – bald vierzig – immer schon eishockeyfan – immer sehr interessiert und gut informiert – selber gespielt – und lebe schon lange (10 J.) in der schweiz.

    ich möchte mal die gelegenheit nutzen, mit einer immer wieder geäusserten these aufräumen.

    1. eishockeymekka schweiz!
    a) finanzen: jeder, jeder club der NLA generiert jedes, jedes jahr verluste – ausnahme SCB, die generieren gewinne über eishockeyfremde einnahmequellen aus gastronomie, etc. ohne mäzene wie auch in D üblich wären die meisten klubs tot!
    b) eishallen: bis vor kurzem waren die eishallen in der NLA fast überwiegend bruchbuden (mit charme, aber bruchbuden) bsp. langnau, ambri, zug (in zug ist gerade die neue MUFU-ära eingeleitet worden, wie vorher in rapperswil mit der diners club arena) in biel gibts bald ne neue halle, in der alten fallen teile aus der deckenkonstruktion so dass netze gespannt werden mussten
    c) die liga ist sportlich langweilig, da es drei bis vier zu starke teams gibt: SCB, ZSC, HCD, seit ein paar jahren wieder Kloten und seit kurzem Genf und Fribourg, der rest kämpft ähnlich der DEL-Clubs KEV und STR um playoffplätze und die verhinderung des playouts
    d) das playout ist auch ein witz die teams der NLB sind oftmals zu schwach gegen selbst total verunsicherte NLA clubs den sack zuzumachen und aufzusteigen – einige würden einen aufstieg auch finanziell nicht stemmen können, somit ist die NLB auf aktuell 11 teams zusammengeschrumpft, wobei ein team ein farmteam des ZSC ist und fast unter ausschluss der öffentlichkeit spielt
    d) gehälter sind enorm und unangemessen hoch
    e) eishockey wird ebenfalls ins pay-tv verdrängt (teleclub) – allerdings werden von jedem spieltag zusammenfassungen im free-tv gezeigt, wenn auch nach 22h zu den playoffs kommen live-übertragungen in voller länge ins wohnzimmer
    f) der fussball ist die nummer eins wie überall in europa, besonders gesehen habe ich das beim vergleich eishockey WM in der schweiz und fussball EM in der schweiz. selbst im EH-Mekka bern hat man kaum etwas von der eishockey-wm mitbekommen und ich wohne direkt neben dem stadion
    g) gewalt, in der schweiz gibt es eine im EH verankerte ultraszene, die auch gelegentlich gewalttätige auseinandersetzungen mit kontrahenten ausfechtet (bsp. bern vs. fribourg, bern vs. lugano, bern vs. biel, kloten vs. rappi etc.) und ruft repressalien aus der politik auf den plan (bsp. rapperswil und regierungsrätin des kantons SG)
    h) auch hier gibt es bestrebungen die liga zu schliessen (langnaus chef weibelt für eine schliessung der liga), auch hier wenden sich ganze fanszenen ab: bsp. kultclub sc rapperswil-jona verkauft seine identität über einen farben- und namenswechsel (LAKERS)
    i) nachwuchs – gleiche probleme wie in D – nur über kürzere wege, professionellere programme straffer organisiert und zielgerichteter – hierzu wird auch ein rechter batzen geld in die hand genommen

    was aber das wichtigste ist bleibt festzuhalten in der CH ist eishockey besser vermarktet, besser in den medien präsentiert, durch kurze wege gibt es viele interessante derbys (region bern-fribourg als bsp.)
    die schweiz hat eine starke wirtschaft, gut vernetztes kapital, die leute sind (noch) nicht dem fussball so hörig – aber auch hier, steter tropfen (champions league, liga, em, wm, etc. pp.) höhlt den stein.
    clubs sind oft nicht nur von einem geldgeber abängig und über kapitalgesellschaften (holdings) werden verluste jedes jahr ausgeglichen. die liga ist gesundgeschrumpft, jeder der versuchte in den elitären kreis NLA aufzusteigen und es nicht stemmen konnte, ist genauso pleite gegangen wie in D üblich. der modus ist topstabil.
    schweizer sind auch keine kleinen deutschen – die mentalität ist anders, die finanziellen möglichkeiten auch – da kann oder will nur herr hopp mithalten, der es in typisch deutschem stil wieder völlig auf die spitze treibt (Adler, Rhein Neckar Löwen, Hoffenheim, neue stadien …). grundsätzlich würde ich sagen in D hat das EH ein hohes potential welches nur unzureichend abgerufen werden kann. das land ist gross, die eishockeyzentren ligen in bayern, NRW, sachsen, berlin und sonst punktuell über das land verstreut – hannover, schwenningen, mannheim, … es gibt aber in zeiten, in denen es viele probleme im sozialen, politischen und wirtschaftlichen bereich gibt auch nicht so viele die geld für EH in die hand nehmen können, sei es als konsument, anbieter oder sponsor!
    zusammengefasst ist die schweiz für mich keine eishockeymekka, sie hat jedoch verstanden das best mögliche herauszuholen, die organisation zu straffen, den modus stabil zu halten und vor allem leute hineinzuholen, die wirtschaftlich vernetzt sind und geld in die hand nehmen (bsp. p. gaydoul – ex – denner – chef als präsident von swiss ice hockey)

    gruss aus der schweiz

  • Südbayern said:

    Ich sehe die DEL generell auch nicht negativ. Die Querelen sind unerträglich, aber ich sehe die Chance, dass ein Selbstreinigungsprozess eintritt, der vielleicht auch endlich Selbsterkenntnis ermöglicht.

    Strenge Regularien, die dazu zwingen, wirtschaftlich vernünftig zu arbeiten und an jedem Standort Potenziale zu prüfen und optimal auszunützen sind die einzige Lösung fürs Eishockey.

    Egal in welcher Liga, Ursprung allen Übels ist doch immer das Fehlverhalten einzelner Clubs (oder ihrer Eigner/Mäzene etc), das von den anderen nicht eingedämmt werden kann. Wenn dann keine konsequente Linie da ist, wie in Problemfällen verfahren wird, geht der Trubel erst richtig los.

    Rosenheim ist ein gutes Beispiel: Die große Zeit des SBR wurde nur durch eine Mäzen ermöglicht. Auch der Niedergang, weil der Folgemäzen weniger Geld ausgeben wollte. Folge: Potenziale geprüft und gefunden. Neugründung (Starbulls haben mit dem Sportbund nichts gemein, außer dem Kürzel SBR), ganz unten angefangen. Wege gefunden, wie man weitermachen kann. Fans verloren, logisch, aber auch neue hinzugewonnen und eine stabile Basis aufgebaut. Nicht mehr ausgegeben, als man einnimmt, und trotz Rückschlägen jetzt da angekommen, wo man hinwollte. Sogar die Erwartungshaltung der Fans orientiert sich inzwischen an den Realitäten.

    Eine DEL per se ist nicht schlecht, die Organsiationsstrukturen können natürlich immer diskutiert werden, und es ist unbestritten, dass noch ein laaanger Weg vor der DEL liegt, um richtig gut zu funktionieren. Die Frage Aufstieg und Abstieg ist sicherlich noch zu beantworten, aber rein theoretisch kann man auch da gute Wege finden.
    Einen Fall Kassel wird es hoffentlich nicht mehr geben, Frankfurt ist ein Verlust, aber vielleicht birgt auch das Potenzial, dass dort was tragfähigeres entsteht. Wichtig ist, dass man aus den Fehlern lernt, alle gleich behandelt und vor allem die eigenen Regeln IMMER einhält. Wenn Schwenningen aufsteigen will, werden sie einen Weg finden (müssen). Das trifft auch für andere zu, auch in München scheint es jetzt ja endlich so zu laufen, wie es soll.

    Ich denke nicht, dass die DEL zum “Monster” abgestempelt werden sollte. Schuld für die Miseren tragen zum Großteil die Vereine/Mitgleider/GmbHs/wie-auch-immer selbst, da sie nicht rational handeln.

  • IndianerScorpion said:

    Hallo zusammen,

    ich bin der Meinung, das es in der DEL wieder den Auf- und Abstieg geben soll, damit auch mal andere Vereine in der höchsten Liga spielen könnten.

    Bei uns in Hannover gibt es auch einen Videowürfel, aber wenn ich mir die Spiele ansehe, achte ich auf das Ding nicht. Die Größe der Arenen/Hallen ist mir nicht so wichtig (Haupsache ich habe einen Platz).

    Gruß Nic

  • Conny said:

    Ich persönlich finde das ewige Rumgehacke auf die DEL – als sei diese eine eigenständige Persönlichkeit mit einem unabhängigen Willen – zu einseitig. Sicher, in Einem sind sich wohl nahezu alle Eishockeyfans in Deutschland einig: Eine Ligenstruktur ohne sportlichen Auf- und Abstieg passt nicht zu unseren Vorstellungen von sportlichem Wettbewerb.

    Doch die Ursache für alle Probleme im deutschen Eishockey ausschließlich bei der DEL, die doch wohl vor allem eine Interessengemeinschaft ihrer Mitglieder (und damit der einzelnen Wirtschaftsunternehmen Eishockey GmbHs) ist, zu suchen, finde ich unsinnig, aber es ist natürlich schön einfach, wenn der eigene Club eben nicht oder wie z.B. im Fall von Schwenningen oder Kassel nicht mehr zu dieser verteufelten Gesellschaft gehört. Pleiten und Insolvenzen gab es schon vor der Einführung der DEL und auch immer schon in allen Ligen. Wurde die DEL nicht ursprünglich genau aus diesem Grunde gegründet?

    Profisport ist immer auch ein Wirtschaftsunternehmen, welches ohne einen oder mehrere zahlungskräftige/n Geldgeber als Sponsor/en nicht existieren kann. Das ist nicht nur im Eishockey so, gilt aber hier aufgrund der Kostenintensivität sicher in besonderem Maße. Sponsoren wollen Gegenleistungen für ihr Engagement und da sind die Ansprüche im Laufe der Jahre gestiegen. Leben ist Veränderung, das sollten doch auch die Eishockeytraditionalisten verstehen oder reisen diese immer noch mit 5 Personen im VW-Käfer über die Alpen nach Italien in den Urlaub? Wohl eher nicht, Ansprüche wachsen eben mit der Zeit.

    Das gilt auch für Eisstadien, wobei es natürlich auch hier gute und weniger gute Lösungen gibt. In Berlin und Mannheim hat geklappt, was in Düsseldorf und Hannover nicht funktioniert. Das liegt ja aber nicht an den eigentlichen DEL-Mindestanforderungen für die Stadien sondern daran, dass diese teilweise zu optimistisch (man könnte auch sagen größenwahnsinnig) umgesetzt wurden, wobei sicher auch stadtpolitische Einflüsse gegeben waren (z.B. in Hannover in Bezug auf die EXPO und das Messegelände allgemein). Das es auch anders geht, sieht man ja u.a. in Straubing.

    Mit weniger Ausländerstellen könnte ich mich anfreunden, wenn dieses in kleinen Schritten geschieht. Denn auch wenn die Ausländer in der Masse vielleicht qualitativ schlechter erscheinen, sind sie für mich im Einzelnen trotzdem immer noch das Salz in der Suppe, auf das ich ungern verzichten würde. Eine zu plötzliche starke Beschränkung der Ausländerlizenzen würde zu einem ebenso plötzlichen Qualitätsabfall in der Liga führen, da nicht genug gleichwertige Deutsche vorhanden sind, und damit höchstwahrscheinlich auf Dauer auch zu Einnahmerückgängen bei den DEL-Clubs, wobei gleichzeitig die guten Deutschen natürlich teurer würden. Da kann ich schon verstehen, dass die Clubs skeptisch sind, da sie ja eh’ immer ums Überleben kämpfen.

    Man könnte sicher darüber diskutieren, ob einzelne Punkte der DEL-Anforderungen gelockert werden können. Eine Art “Freifahrtschein” für “organisch gewachsene” Standorte darf es aber natürlich nicht geben, denn Beispiele wie Rosenheim, Regensburg, Riessersee, Schwenningen etc. zeigen doch, dass “organisch gewachsen” keine Garantie für Erfolg und Beständigkeit ist.

    Nach dem vergangenen Sommertheater wäre für mich vor allem eine strengere Lizenzierung (das gilt dann natürlich aber auch für eventuelle Aufsteiger) wichtig für die DEL. Ich finde es schon merkwürdig, dass Sponsoren nach einer erteilten Lizenz noch abspringen und damit den ganzen Lizenzplan umwerfen können.

    Eines noch: Vor 20 Jahren stand ich beim Eishockey mitten im Fanblock und habe kräftig die Fangesänge mitgesungen. Jetzt habe ich eine Sitzplatz-DK, weil ich dort das Spiel besser sehen kann, es einfach bequemer ist und ich es mir inzwischen halt leisten kann. Mitsingen tue ich immer noch, kann aber auf Doppeldings und Choreographien verzichten. Wer bist Du, dass Du behaupten kannst, ich und meine Ansprüche seien weniger wichtig für meinen Verein als Deine als Stehplatzfan? Rein wirtschaftlich gesehen ist wohl eher das Gegenteil der Fall. Die Kunst besteht für die DEL-Clubs darin, den richtigen Mittelweg zu finden und alle Fangruppen zufrieden zu stellen und leider gibt es dafür kein allgemeingültiges Schnittmuster.

  • Hockeyaficionado said:

    Was für ein großartiger Artikel!

    Ich fand den Spruch mit dem Arena&Zuschauer-Wandel besonders gelungen: “Denn die tollen, großen Arenen haben den Sport nur amerikanisiert, ohne jedoch gleichzeitig für genug Amerikaner zu sorgen, die sich Eishockey dort ansehen wollen.” Wie wahr, wie wahr…

    Eishockey ist DRAMA, BEGEISTERUNG und HEIMAT :-)
    (NICHT: Event, Bananenliga ohne Aufstieg und Beliebigkeit)

    DANKE !!!

  • Hinz und Kunz über den Sportmonat September « sportinsider said:

    [...] Kunz: Ja, die DEL und ihre Probleme. Das Eishockeymagazin Starting6 schrieb treffend  einen längeren, hochinteressanten Kommentar und titelte Start in die Krise. [...]

Schreibe einen Kommentar!

Schreibe hier dein Kommentar, oder schreibe einen Trackback auf deine Seite.

Sei nett. Halte die Kommentare sauber. Bleib beim Thema. Kein spamming. Keine Trolle.

Folgende HTML-Tags sind in den Kommentaren erlaubt:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>