“Ich hab ja nichts gemacht.”

23 August 2010 Text: Dominik Sander

Teil 1 des Interviews noch nicht gelesen? Dann aber schnell zu Teil 1.

>> Werden wir mal etwas Internationaler: Wie kam es, dass du Kapitän der deutschen Nationalmannschaft geworden bist?

Der Uwe Krupp hat das entschieden. Ich bin ja erst zum letzten Vorbereitungsspiel gekommen und da davor hat er mir das gesagt, dass er mich gerne als Kapitän hätte. Klar, ich war froh, dass ich dieses Amt übernehmen durfte. Also ich bin da nicht hin und habe erwartet, dass ich Kapitän bin. Von dem her war es schon eine Überraschung. Und in der Mannschaft war ich auch einer von den Älteren, obwohl ich ja noch nicht so alt bin. (lacht)

>> Was hat 2010 mehr Spaß gemacht: Olympia oder die Weltmeisterschaft?

Mmmh,.. Die WM war schon ein wenig besser, aber das war wegen dem Erfolg und dem genialen Spiel auf Schalke. Das hat man auch nicht alle Tage. Olympia klar, das ist was Besonderes, dazu noch in Kanada. Ich war ja in Turin auch dabei und da war Eishockey eben eine Sportart unter vielen. Und in Kanada war es eben DIE Sportart. Selbst wenn du da als deutscher Eishockeyspieler durch die Stadt bist, haben dich die Leute auch erkannt. Sind hinter dir hergelaufen und wollten Autogramme. So etwas gab es in Turin überhaupt nicht.

>> Aber bei der WM 2010 ist dir das doch schon auch passiert, oder?

Ja schon. Aber das ist Deutschland und das kann man im Eishockey nicht mit Kanada vergleichen.

>> Vergleichen wir noch etwas: die WM 2010 und die WM 2001.

Stimmt, 2001 war meine erste WM. Da war alles noch neu für mich und ich war einfach froh, dass ich dabei war. Damals bin ich auch ins Stadion gelaufen, als die Kölnarena ganz neu war. Und da hab ich zuvor auch noch nie gespielt, als die ausverkauft war. Und beim ersten Spiel lauf ich da rein und denk nur: „wow! Da oben sitzen ja auch noch Leute!“ Ja, war einmalig. Ist ja auch gut gelaufen, sind ja bis ins Viertelfinale gekommen. Da haben wir dann aber gegen Finnland 5:0 oder 5:1 verloren (1:4 ging es aus, d.Red.). Damals war auch riesen Stimmung, aber das war nichts gegen 2010. Ich als Kapitän, das wahnsinnige Eröffnungsspiel und dann ist es auch noch so gut gelaufen.

>> Zu einer Szene der WM 2010 hätte wir gerne ein Statement, du kannst dir sicher denken um welche es geht.

Ja, das Eröffnungsbully beim ersten Spiel? (lacht)

>> Nein, eher gegen Ende der WM.

Ja, da war eigentlich schon fertig und alles da. Jeder hat gedacht das Spiel ist vorbei, da sagt der „ihr habt noch ne Sekunde.“ Ich hab das Bully gespielt und nur geschaut, dass die Scheibe vom Tor wegkommt. Hab sie dann gegen die Bande geschossen und der kommt zurück. Alle reißen die Hände hoch, der Schweizer Spieler dreht sich um und schießt. Macht man nicht. Wenn du während dem Spiel, nach dem Pfiff schießt, bekommst auch eine ab. Aber dann ist es da eben etwas ausgeartet, da eben schon alle auf dem Eis waren. Naja, hat ja nicht mal eine Minute oder so gedauert, dann wars ja schon wieder vorbei.

>> Die größte Sorge von uns Fans war ja, dass du nachträglich gesperrt wirst.

Ja? Warum? Ich hab ja nichts gemacht. (lacht)

>> Wie bist du auf dem Laufenden mit dem Eishockey in Deutschland? Verfolgst du das selbst? Oder bekommst du das nur durch Telefonate mit deinen Brüdern mit?

Ja, ich telefonier schon regelmäßig mit dem Sascha und dem Niki. Gerade jetzt wo sie Play-Offs gespielt haben, hab ich mir die Spiele im Liveradio im Internet angehört. Das war mit der Zeitverschiebung ganz geschickt, dass die Abendspiele in Deutschland bei mir morgens kamen. Sonst schau ich mir die Ergebnisse schon regelmäßig an und den ein oder anderen der noch mitspielt, kenn ich ja auch noch.

>> Was im deutschen Eishockey in letzter Zeit besonders präsent war, war die Geschichte mit den Kassel Huskies. Wie hast du das mitbekommen und wie ist deine Meinung dazu?

Also soweit ich das verstehe, will die Liga Kassel raus haben, aber Kassel bleibt drin, weil sie vor Gericht bisher immer Recht bekommen. Ich kenn jetzt nicht alle Details, aber ganz allgemein kann man sagen, dass es für die Liga gut ist wenn mehr Teams mitspielen. Dann muss man nicht immer gegen die gleichen Gegner spielen. Außerdem wird das Eishockey natürlich populärer, wenn es in mehr Städten gespielt wird. Und zu meiner Zeit in Deutschland waren die Zuschauerzahlen in Kassel ja recht okay. Und solange sie die Gelder aufbringen können um den Standard der DEL zu halten, warum sollten sie dann nicht mitspielen? Also, so sehe ich das.

>> Bleiben wir bei der DEL. Auf- und Abstieg. Ausländerbegrenzung. All solche Dinge werden bei uns heiß diskutiert. Wie beurteilst du von außen die Situation? Ist das wirklich alles schlecht?

Nein, ich denk schon, dass die Ausländer das Niveau steigern. Es ist ja bekannt, dass es im Ausland mehr gute Spieler gibt, als innerhalb Deutschlands. Aber ich denk nicht, dass wir so viele brauchen, wie derzeit das Limit ist. Auf der einen Seite tun sie der Liga auf jeden Fall gut um das Level zu halten. Da es in Deutschland nicht so viele Spieler gibt, die auf dem Level spielen können. Aber man kann sicher noch zwei oder drei runter gehen. Weil das fördert ja auch wieder die deutschen Spielern. Gerade die Top-Vereine sollten grad in den ersten beiden Reihen und Über- und Unterzahl auch die deutschen Spieler einsetzen. Weil du bist dann ein guter Spieler, spielst dritte oder vierte Reihe, kannst eigentlich mehr, bist aber nie in den Schlüsselsituationen auf dem Eis. Überzahl, Unterzahl, Schlussminute usw. Da muss man auch drinstecken, man muss wissen wie es sich anfühlt und man muss wissen, was man auf dem Eis zu tun hat. Das ist eine andere Verantwortung, als wenn man nur mitten im Spiel aufs Eis kommt, um den Ausländern Luft zu verschaffen. Wenn man dann zur Nationalmannschaft kommt und man ist ein offensiv besserer Spieler, dann muss man auf einmal Überzahl spielen. Das kann von jetzt auf nachher nicht funktionieren. Man kann das zwar trainieren, aber im Spiel ist das was anderes.

Das wichtige ist eben, dass die Vereine den Trainern, die deutsche Spieler einsetzen, auch das Vertrauen geben. Klar, der Trainer hat ein Erfolgsdruck, ist logisch. Aber wenn der deutsche Spieler fördert muss das unterstützt werden. Das Eishockey lebt vom Nachwuchs, und wenn der Nachwuchs nicht die Chance bekommt wird man das erst in fünf Jahren merken.

>> Du hast Mannheim angesprochen: Schwenningen oder Mannheim?

Ich hab in Schwenningen angefangen, und bin dann, freiwillig unfreiwillig nach Mannheim, weil Schwenningen ein paar Probleme gehabt hat. Da bin ich dann halt nach Mannheim, damit Schwenningen die Saison zu Ende spielen kann. Das war natürlich nicht wegen meinem Gehalt. (lacht)

>> Naja, wir wissen ja mittlerweile was du verdienst.

Ja, das war damals noch anders. Und damals hat Mannheim Schwenningen ganz gut unterstützt, trotz der Rivalität. Aber ich denk es war kein Fehler, dass ich ganz am Anfang nach Schwenningen bin. Die waren zwar nie Favorit auf den Titel, aber ich habe als junger Spieler viel Eiszeit bekommen und ich hab auch die Chance bekommen mich durchzusetzen.

>> Das war die sportliche Antwort. Jetzt noch bitte die emotionale: Schwenningen oder Mannheim?

(lacht) Ich war bei beiden Vereinen und mir hat es bei beiden Vereinen Spaß gemacht. Mehr sag ich nicht.

>> Schauen wir etwas in die Zukunft. Kannst du dir vorstellen deine Karriere in Deutschland zu beenden?

Irgendwann sicher schon mal. Aber noch bleibe ich drüben und mach mir da noch keine Gedanken darüber. Wenn es dann so weit ist, überleg ich mir das. Ausgeschlossen ist es natürlich nicht.

>> Dein kuriosestes Eishockey-Erlebnis?

Puuuh. Das gegen die Schweiz war ja schon kurios. Das hat man nicht alle Tage. Aber ich hab ja nichts gemacht. (lacht) Aber sonst? Gut, dass die Sängerin, die die Hymne vor dem Spiel singt, sich aufs Eis legt hatten wir drüben schon ein paar Mal.

Eins fällt mir noch ein. War ein wenig Gerangel vor dem Tor, es kommt dann ein Schuss von der blauen Linie, das Tor wird in dem Moment etwas angehoben. Die Scheibe geht ins Tor, aber hinten gleich wieder raus. Erst haben alle Spieler angehalten, aber der Schiedsrichter hat kein Tor angezeigt, also ging es weiter. Gab recht lange keine Unterbrechung, so drei vier Minuten, und erst dann kam von oben der Anruf: Tor.

Dann natürlich noch bei den Play-Offs in Detroit mit dem Tintenfisch, was in San Jose mit einem kleinen Haifisch kopiert wurde.

>> Dann machen wir noch mit dem schönsten Erlebnis auf dem Eis weiter.

Da ist auf jeden Fall die ganze WM 2010 dabei. Dann mein erstes Jahr in Schwenningen, als ich angefangen habe. Im einen Jahr stand ich noch als Fan auf der Tribüne und hab die Spiele angeschaut und im nächsten Jahr war ich auf einmal dabei. Das ging da ganz schnell.

Der Draft war zwar nicht auf dem Eis, war aber auch eines der schönsten Erlebnisse. Und, ganz wichtig, mein erstes NHL-Tor. Das war in den Play-Offs gegen Colorado. Das Tor hat die Serie entschieden und wir sind ins Halbfinale eingezogen.

>> Dann wünschen wir dir für die Zukunft noch mehr so entscheidende Tore. Sowohl in der NHL, als auch für die deutsche Mannschaft. Vielen Dank.


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2 Kommentare »

  • Matthias Häger said:

    Wer ist der rechte? Auch ein Hockeyspieler?

  • Dominik Sander (author) said:

    Teamkollege von Marcel in Naschville.

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