Oberliga-Süd – Vorschau: Teil 3

16 September 2010 Text: Björn Fricke, Ralf Leising
Foto: digitalART2 / flickr.com

Heute der letzte Teil unserer Saisonvorschau für die Oberliga-Süd. Wollen wir hoffen das man in Regensburg, Garmisch, Peiting und Füssen auch über sich selbst lachen kann.

SC Riessersee

(bf) Wenn es etwas positives an einer Insolvenz im deutschen Eishockey gibt, die des SCRs kommt dem schon ziemlich nahe. Getreu dem Motto, wo ein Bader ist, ist auch ein Loch im Etat, gab’s dieses Mal neben der gewohnten Finanzbeichte etwas Neues zu bestaunen. Ein wenig muss man ja schon den Hut ziehen vor der Spitzfindigkeit des polarisierenden Fuggerers von der Zugspitze und gleichzeitig wieder mal die Braue hochziehen. Der Schachzug ist genial, man spielt nun in einer Liga voller Derbys in der man sportlich eine sehr gute Rolle spielen wird und kann gleichzeitig die Bücher säubern. In Hannover grabscht man einfach den Überschuss an Altprofis auf, die sich nicht ins zweite Glied zurückrücken lassen wollten, stößt die eigenen teuren Kontis ab und schafft es die lokal verwurzelten Leitwölfe für Mini-Löhne zum Bleiben zu bewegen. So lacht die Sonne über Garmisch, obwohl man eigentlich gar nix zu lachen haben sollte aufgrund des erneuten Finanzdisasters!

Vom insolventen Bundesliga-Club zum strahlenden Aushängeschild der neuen heilen bayrischen Eishockeywelt und das alles innerhalb von ein paar Monaten. Vergleicht man es mit den Nauheimern, die durch die gemachten Umstrukturierungen in eine sportlich schlechtere Liga ohne Attraktivität rutschen und somit die Verlierer der Oberliga-Änderungen sind, kann man den SCR ruhig als einen der Gewinner der neuen Strukturen sehen. Das zeigt wieder mal wie ungerecht es im deutschen Eishockey zugeht und was für einen Nachteil man durch seinen Standort haben kann. Schon komisch das man das über die Fast-Österreicher sagen kann ohne es ad absurdum zu führen. Aber so ist es eben im deutschen Eishockey, da ist normal schon die Ausnahme gell?

Markus Bleicher kann sich zumindest mit diesem Kader wirklich etwas vornehmen sportlich. Wie wir den guten kennen gibt’s wenn es läuft viel zu lachen, aber wehe die Star-Riege spurt nicht. Gleich zu Beginn kann man den in den letzten Jahren immer oben in der Tabelle stehenden Konkurrenten Peiting vom heimischen Berg schubsen. Echte Garmischer Gastfreundschaft solange die Punkte im Gebirge bleiben.

Trotzdem dürfte es ein wenig aufstoßen, dass der Olympia-Partner und nicht gerade beliebte Club aus München nun in der DEL Kringel dreht, während man sich wieder mit den anderen Altmeistern Füssen und Tölz in der dritten Spielklasse duelliert und sportlich zwar eine nette Liga hat, aber es ist eben auch nur die dritte höchste Spielklasse.

Fazit: Von der Insolvenz zum Playoff-Kandidat, Bader und die bayrische Eishockeyfamilie macht’s möglich.

EC Peiting

(rl) In der oberbayerischen Provinz röhrt er, der Powerelch! Ob man will oder nicht (viele wollen offenbar eher nicht), nach der zweiten Vizemeisterschaft in Folge muss man sich mit dem EC Peiting beschäftigen. Eines vorweg: Keine Sorge, wir haben es ausprobiert: Man fällt nicht den Tellerrand der Erde hinunter, wenn man sich von Garmisch oder Schongau, dem kleinen, verschlafenen Örtchen nähert.

Ist man dann erst mal im Eisstadion an der Alfons-Peter-Straße ankommen (und das trotz nahezu vollständig fehlender Beschilderung), dann wird einem schnell klar: Hier gibt es tolles Hockey zu sehen und die Gegner werden oftmals nach allen Regeln der Kunst zerlegt! Und eine Stimmung ist im Stadion, eine solche Stimmung…Nein! Die ist dort nicht – überhaupt nicht! Es verlieren sich selten über 800 Zuschauer im Stadion und die gehören zu über 90% eher der leisen Sorte an. Es sei denn der Schiedsrichter gibt ihnen einen Anlaß, dann kann es ab und an erfreulich lauter werden – aber keine Sorge: Nur sehr kurz! Auch das Fan-Trikot hat noch kaum Einzug gehalten in Peiting. Man sieht es in etwa so oft, wie den guten alten Fan-Strickpulli und beides insgesamt eher selten. Der Durchschnittsfan in Peiting geht ins Eishockey völlig ohne irgendwelche einschlägigen Fan-Devotionalien. Das ist gewöhnungsbedürftig.

Weniger gewöhnungsbedürftig dagegen ist die seit Jahren konstant gute Leistung der Peitinger. Spieler wie Vavrusa, Dibelka, Kreitl, Kottmair oder Hechenrieder würden zweifellos auch vielen 2. Ligisten gut zu Gesicht stehen und sorgen oft für hervorragende Leistungen. Gerade Zaubermaus Dibelka ist für Tore ohne Ende und Aktionen zum Zungenschnalzen verantwortlich. Es schnalzen uns nur zu wenige. Das heißt: Schnalzen sollen sie ja gar nicht, sondern anfeuern und klatschen.

Wir wünschen dem EC Peiting, dass sich mehr Fans in der Region für den wirklich tollen Sport der dort geboten wird begeistern und dass es lauter wird im Eisstadion. Das Team hätte es ohne Frage verdient.

Fazit: Wer soll die Mannen um Coach Leos Sulak stoppen? In der Oberliga Süd jedenfalls keiner!

EV Regensburg

(rl) Hurra, hurra, die “DIDOs” die sind wieder da! Das ging ja schnell! Waren die überhaupt weg die Regenburger? “DIDO” – so hieß übrigens das Motto des Stammvereins nach der Pleite der Eisbären GmbH 2008 und ausgeschrieben bedeutet es “Durchmarsch in die Oberliga” – der ist jedenfalls mal geglückt. Eishockey boomt in Regensburg – 1037 Dauerkarten wurden aktuell bisher verkauft. Das ist ein Spitzenwert.

Die Regensburger gehen in die dritte Spielzeit nach der Pleite – sooo lange ist das alles also noch gar nicht her! Es ging damals recht schnell und dauerte von 2005 bis 2008, als aus hochtrabenden Plänen mit höheren Zielen plötzlich das Aus für die GmbH wurde. Damals wurde noch ein Versuch unternommen, in die Oberliga eigegliedert zu werden, der scheiterte – und: Kasselaner genau hinschauen und -hören: Es hat dem EV Regensburg offensichtlich gut getan! Ein Schnitt von über 2.000 Zuschauern in der Bayernliga spricht für sich! Auch wir sind begeistert – aber ganz ehrlich: Wir wussten gar nicht, dass in Regensburg so wenig los ist, dass derart viele Leute in Eishockeyspiele in der Bayernliga rennen.

Die Oberliga ist erreicht – jetzt müssen neue Ziele gesteckt werden. Nicht in dieser Saison, nein -mittelfristig! In dieser Spielzeit geht es für die Mannen von Gerike und Schnabl lediglich darum sich in der Oberliga zu etablieren. Man wird sicher die 2. Bundesliga als Fernziel im Blick haben. Wir fragen ganz offen und ehrlich: Geht die Reise wieder in die 2. Liga oder aufgrund überzogener Ansprüche und Ziele mittelfristig wieder in die Landesliga?

Wir hoffen, nicht zuletzt wegen der Fans, dass es in einigen Jahren wieder in Richtung Liga 2 für die Regensburger geht. Eines ist jedenfalls sicher: Die Donau-Arena, mit der zu 2.Liga Zeiten  umstrittensten Security, erfüllt sie, die viel zitierte 9.000 Punkte-Regel der DEL! Die Straubinger können ein Lied davon singen, haben sie doch die Halle schon als Ausweich-Stadion genutzt! Wir wollen damit nicht wieder irgendwelche DEL-Avancen anstoßen…wir wissen ja wie so etwas für die Regensburger enden kann. Zum Kader: Einziger Ausländer ist der “bayerische Wandervogel” unter den Stürmern John Sicinski.

Fazit: Für die Fans gilt: Regensburg stürmt die Liga! Für das Team: Mal sehen…

EV Füssen

(rl) Was macht man nach 2 relativ erfolgreichen Spielzeiten in der Oberliga, wenn kein Geld für mehr (sprich einen Aufstieg) da ist? Richtig! Man trennt sich von dem erfolgreichen Trainer, erklärt, dass man von nun an verstärkt auf eigene Nachwuchskräfte setzten möchte, lässt viele verdiente Spieler ziehen und sucht eine neue Perspektive im unteren Mittelfeld der Liga. Das ist natürlich ganz nach dem Geschmack der Fans! Und seither rennt man am Kobelhang dem Verein von Spieltag zu Spieltag die Bude ein. Und alle lebten glücklich in Saus und Braus und hatten sich gern… Satz mit X…

So lief es natürlich nicht! Die Zuschauer taten, was in solchen Situationen oft passiert: In Füssen stimmte man mit den Füßen ab – viele blieben dem Stadion fern und weg war sie mit einem Schlag, die neue, erfreuliche und für jeden spürbare Euphorie in der Stadt. Schnell hat man sich abgeliebt in Füssen und den vielen jungen Spielern beinahe einen Schonraum der Anonymität geschaffen, um sich, fern ab jeder Wahrnehmung, gut entwickeln zu können.

Diesen Sommer musste man fast den Eindruck gewinnen können, die Vereinsführung gefährdet den gefassten Plan fahrlässig nach nur einer Spielzeit! Es wurden nicht nur einige vielversprechende Eigengewächse und Leute wie Naumann und Nadeau gehalten und Wolsch neu verpflichtet, nein: Ikone, KHL-Veteran und seines Zeichens Kringeldreher Alexander Holz (oder wie im Russischen Golts – sucht es euch aus) wurde zurück an den Lech geholt. Damit ist der ursprüngliche Plan, das Eishockey in Füssen in der Bedeutungslosigkeit zu halten natürlich vor dieser Spielzeit in der Gefahr daneben zu gehen.

Fazit: Was geht? Wo? 5:0? Scheißegal – Holzmann!


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