2. Liga – Vorschau: Teil 1

6 September 2010 Text: Björn Fricke, Ralf Leising
Foto: Arzi666 / flickr.com

Hereinspaziert! Steelers, Pinguine und Eispiraten heute die Hauptattraktion zum Auftakt der Zweitliga-Vorschau. Wir lassen wie gewohnt kein Auge trocken und nähern uns dem Thema aus gewohnt arrogantem Blickwinkel.

Bietigheim Steelers

(rl) Wie geht es weiter mit der ehemaligen “Kelly Family”? Man stelle sich vor, im besonders von Landshuter Seite oft als “Brittigheim” (oder auch “Landshut 2″) verspotteten Ellental, hätte man plötzlich deutlich weniger Zeit, sich um solche Anfeindungen zu kümmern. Oder man käme plötzlich deutlich weniger dazu, sich gegen die ständigen Vorwürfe der Traditionslosigkeit verteidigen zu müssen. Man kann den Eindruck gewinnen, vor der Saison 10/11 in der 2. Bundesliga ist bei den Steelers so eine Situation eingetreten.

Neben einer für die Steelers völlig neuen finanziellen Situation, gilt es neben Topscorer Kelly (nach Krefeld in die DEL), eine Reihe namhafter Abgänge zu ersetzen; zusätzlich muss man sich mit der Eishallen-Situation herumschlagen. Hatte das Zusammenstellen des Kaders bisher, aufgrund der finanziellen Situation, eher Shopping-Charakter, so musste man sich heuer beim Einkauf tatsächlich genauer umsehen und auch wirklich schauen was man bekommt für sein Geld. Vom Hartz IV Geldbeutel mancher anderer Clubs, sind die Steelers natürlich noch ein gutes Stück entfernt – und trotzdem gilt ab jetzt, in puncto Ausgaben um so mehr: Augen auf, beim Spielerkauf! Aber keine Sorge, das ist zu schaffen – wir sind schließlich im Schwabenland.  Eine neue Eishalle soll her: moderner, größer, zeitgemäß. Das zu stemmen – und mit welchen Verteilungen, wird der nächste große Akt in Bietigheim. Wäre der bauliche Zustand des jetzigen Stadions nicht (das Fassungsvermögen wurde vor der neuen Saison vorsorglich auf 2662 Zuschauer reduziert), wir würden uns ganz ehrlich fragen: Wozu? Oder besser und genauer: Wenn größer, für welche Fans? Die Gäste bringen ja schließlich oft genug nicht so viele Fans mit. So viel größer müsste das neue Stadion dann wohl auch gar nicht werden, denn wenn es den Steelers gelingt in die jetzige Halle 2662 Menschen zu bringen, dann bekommen sie in ein neues Stadion (das diesen Namen dann auch wirklich verdient) sicherlich locker 7000 bis 8000 Leute. Und wenn neue Halle, dann fordern wir: Bitte nur mit der eigenwilligen, aber kult-verdächtigen Schuss-Statistik auf der Anzeigentafel! Verdammt! Da war es! Der Begriff Kult im Zusammenhang mit den Steelers ist gefallen – tja, es scheint ihn zu geben!

Eines wird auch in dieser Spieltzeit bleiben und dazu ist weiterhin genügend Zeit: Das ständige “Fan-Gefrotzele” zwischen den Steelers-Fans und den Wild Wings-Fans. Auch wir in der Redaktion dürfen es gelegentlich miterleben, wie hier “geschossen” wird. Der, ob neuer eigener Ziele, fast mitleidig-arrogante Blick ins Ellental aus Schwenninger Sicht – er wird Bestand haben.

Kein Team hat die 2. Bundesliga in den letzten 10 Jahren so geprägt wie die Betigheim Steelers. Das verpflichtet. Man setzt daher in dieser Spielzeit in Bietigheim, auch mit kleinerem Geldbeutel auf Klasse statt auf Masse. Die Verpflichtungen des talentierten Centers Latendresse aus der AHL und des Charakterkopfes Selivanov (der in der letzten Saison in Holland spielte), ließen aufhorchen. Gerade bei Selivanov war das offensichtlich gar nicht so einfach. Erst fest im Kader vermeldet, gab es auf einmal, natürlich unvorhersehbare und plötzliche Probleme mit der Arbeitsgenehmigung und er war nicht mehr im Kader. Endgültig? Nein, nein! Plötzlich erinnerte man sich daran, dass das in Krefeld ja auch schon funktionierte. Also ist Selivanov doch wieder im Kader – geht doch! Auch im Tor dürfte man sich mit der Verpflichtung von Cinibulk sicher nicht verschlechtert haben. Er kommt – natürlich aus Landshut! Man schaut ja in Bietigheim gar nirgendwo anders mehr hin. Das Duo Cinibulk / Morczinietz sucht allerdings in der Liga seinesgleichen.

Fazit: Die Rechnung der Steelers dürfte heuer aufgehen – man marschiert in die Top 4.

Fishtown Pinguins Bremerhaven

(bf) Mia san mia! Son Schietkraom! So könnte man die Saison-Nachbereitung und Vorbereitung der Frackflosser am Besten beschreiben. Dem bayrischen Gedöns wird erstmal gezeigt, was es bedeutet der nördlichste Club der Republik zu sein. Ganz hart sind die Jungs von der Küste, nicht wie dieses blasswurst-futternde Gesindel aus dem Süden. Einem Pinguin weht immer die Brise ins Gesicht auf seinen langen Märschen, man behauptet sich in jedem Zweitligawetter mit seiner kleinen Kolonie.

Den eigenen Koop-Partner erfolglos herumgeschubst planscht man nun einsam und verlassen in der Wesermündung. Zumindest kann man endlich die neue Halle vorweisen und somit wenigstens lokale Partner wie die Stadtwerke halten. Die werden sich eh schon mit leuchtenden Augen die Hände reiben an diesem thermodynamischen “Perpetuum Mobile” neuen Pinguingehege. Irgendwie schon amüsant, als ob die Keksfabrik ab morgen das Krümelmonster sponsort, aber nun gut. Da wäre das Krümelmonster auch sicherlich begeistert.

Zum Stadtwerke-Pokal in Huldigung des edlen Gönners läd man sich gleich noch den Club ein, der einem erfolgreich den gewünschten Star-Defensiv-Tapir vor den Augen weggeschnappt hat und nebenbei die Sponsoren klarmacht, die auf der Pinguinkolonie schon längst hätten anheuern müssen um endgültig fest auf eigenen Flossen zu stehen. So geht es weiterhin nur mit kleinen tappsigen Schritten vorwärts getreu dem eigenen Wappentier.

Man will endlich beweisen, wie stark man alleine ist, schließlich fährt man ja eh am längsten und weitesten und hat den größten geographischen Nachteil, seit der SC Badersee die Backen zusammengekniffen hat. Trotzdem sieht es zumindest sportlich wieder sehr gut aus. Mit Gunnar Leidborg hat man eh den Erfolg gepachtet und zumindest den Kader auf dem Niveau der Vorsaison halten können. Der kauzige Schwede ist eh das Aushängeschild in Bremerhaven, seine Pressekonferenzen immer wieder für die Portion an Entertainment gut, den die taktische Einstellung seines Teams ab und an vermissen lässt.

Drollig alle Mal das der größte Konkurrent im Dorf die Eisbären sind, der lokale Basketballverein. Da kann man sich aufgrund der Namenswahl bei beiden Vereinen echt nur fragen, was diese wohl geritten hat. Was kommt als nächstes? Wir bei STARTING6 fragen uns ernsthaft ob nicht noch ein Kunstturnclub “Bremerhaven Pottwale” eine gute Ergänzung am Platz wäre, um die fabelhafte Wappentierwahl im Stadtkreis endgültig auf die Spitze zu treiben. Was die stimmigen Analogien aus dem arktischen Tierkreis angeht die optimale Ergänzung. So wünschen wir von STARTING6, im Kopfkino Eisbären beim Slamdunk, sich prügelnde Pinguine und Flickflack schlagende Pottwale verarbeitend, der skurillen nördlichen Tiersportwelt Bremerhaven eine gute Saison!

Fazit: Besserer Rückhalt im Tor, aber davor doch ein wenig ausgedünnt, allerdings trotzdem viel Potential. Viel hängt von den neuen Top-Herings-Verputzern Suvelo und Self ab. Wie ein Gosdeck ins System Leidborg passt und ob der überhaupt für Fisch zu haben ist, wir kratzen uns noch ratlos am Kopf. Aber bisher hat der überall seine Punkte und Strafminuten gemacht, ob mit Fisch oder ohne. Zumindest will wohl keiner gegen Fishtown ins Penaltyschiessen, sollten furiose Overtimes dieses Jahr werden gegen Suvelo & Co.

Eispiraten Crimmitschau

(bf) Man reibt sich in Sachsen diebisch die Hände und verzieht grinsend die Mundwinkel in Richtung Augenklappe. Mit den Dynamos aus Berlin konnte man den Erzfeind des Erzfeindes für gemeinsame Kaperfahrten in den Zweitligagewässern gewinnen. Nicht nur hämmerte man damit einen weiteren Sargnagel in die blau-weisse Finanzruine im Elbflorenz, nein, auch die verhassten Landesbrüder aus der Lausitz dürften schäumen. Schließlich blickte man schon zu DDR-Zeiten neidisch ins Freiluft-Stadion zu Weisswasser, wo der DDR-Meister zwischen beiden Dynamos standesgemäß ausgekungelt wurde, während die Staatssicherheit aus der verglasten Kabine Schampus schlürfend applaudierte. Der Rest der Eishockey-DDR durfte bekanntlich blos als “nicht förderungswürdig” eingestuft zusehen beim Spektakel. Das hat man dem ostdeutschen Hockey-Adel von Lausitz und Berlin bis heute nicht verziehen.

Mit Larry Suarez kommt ein weiterer Kanadier nach Sachsen, nicht um die Fortsetzung von “Ein Mounti in Chicagö” zu drehen, sondern um zu beweisen, dass Wayne Hynes einfach nicht gut genug mit den Schiedsrichtern diskutieren konnte. Der Admiral und Coach in Personalunion kommt auch erstmal mit einiger Verspätung zum Engagement, wie es sich für einen echten Piratenkönig nunmal gehört. Einer muss die Rolle ja übernehmen, denn die Mannschaft wird dabei sicherlich Schwierigkeiten bekommen. Champagne, Contois, Ballantyne, Gunkel, Schmerda, alle letztes Jahr Top fünf  in der internen Scorer-Wertung und vor allem, alle nicht mehr an Bord. Geblieben ist wie immer auf Schiffen die kurz vorm Sinken standen nur der Kapitän Kevin Saurette. Hätte der Piratennachwuchs aus Berlin nicht angeheuert, man hätte den aus der letztjährigen Kampagne schon sturmreif geschossenen Piratenkahn wohl kaum mehr diese Saison von den Untiefen der Playdowns wegsteuern können. Suarez wird seine Truppe wohl trotzdem das ein oder andere Male zum Larry machen müssen, damit der Kurs in allen Köpfen eingestiehlt ist. So ist das eben mit einem Schiff voller Jungmatrosen, da klemmt es ab und an noch ein wenig mit dem Gehorsam und dem Fleiss.

Der heimische Piratenrat wird alles zu tun haben um im Sahn-Tortuga die Leichtmatrosen in den Wanten vom Meutern abzuhalten. Schon letztes Jahr liessen die ausbleibenden Punkte-Prisen und der eingeschlagene Abwärtskurs diverse Eispiraten auf den Rängen bis die Kehle trocken war ihren Unmut bekunden. Die blieben daraufhin den Kaperfahrten fern und schauten lieber zu Hause den Brüdern aus der Karibik um Captain Jack beim fette Beute machen seufzend zu. Konnte man mit dem strategischen Wegsperren von Tribünenplatz zumindest den Eindruck erwecken, die Lücken in der Gefolgschaft würden sich in Grenzen halten, hat man nun nach Ende der Umbaumassnahmen im neuen Piratenparadies wenig Möglichkeiten die Gegner mit beeindruckender Kulisse zu täuschen.

Die Strategie ist dann denkbar einfach, man holt sich möglichst viele Fremde ins Piratendorf zu den Spielen, deshalb war man auch Gewehr bei Fuß als die Huskies nach dem Strohhalm zweite Liga griffen. Noch gut hatte man die Play-Off-Schlachten mit voller Hütte in Erinnerung, wo das riesige Rudel an Schlittenhunden ihnen sprichwörtlich die Haare samt Kopftuch von der Birne und das Nackensteak vom Grill weggefuttert hatten. Ob das nun wirklich so geschickt war und man dafür nicht möglicherweise beim nächsten ESBG-Rat von den anderen Mitgliedern kielgeholt wird bleibt abzuwarten.

Fazit: Es wird schwierig trotz der neuen Förderlizenzen aus Berlin nicht wieder in die Play-Downs zu rutschen. Der Abgang von Steuermann Suvelo, der zumindest immer für den Extrapunkt gut war,  konnte nicht equivalent kompensiert werden. Larry Suarez wird sich nicht leicht tun mit den ganzen Fölis direkt ein kompaktes Mannschaftsgefüge zu bilden. Auch dieses Jahr werden die Punkte-Prisen spärlich sein und daher sollte man die Feste feiern wie sie fallen.


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2 Kommentare »

  • MB said:

    bremerhavener pottwale gibt es schon…sie nennen sich in internen bereichen auch cheerleader :P

  • Sascha said:

    Hehe ihr fragt euch wirklich ob es noch weitere passende Tiernamen in Bremerhaven gibt? Sicher im Inlinehockey heißt eine Mannschaft Bremerhaven Whales

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