DEL-Vorschau: Teil 4

31 August 2010 Text: Dominik Sander, George J. King, Ralf Leising
Foto: Jaako / flickr.com

Krefeld, München und die Adler aus Mannheim.

Krefeld Pinguine

(rl) Die KEV (Krefelder-Endlose-Verbindlichkeiten) Pinguine wehren sich mit aller Macht gegen das Wort Insolvenz. Wäre Frankfurt nicht gewesen, dann hätte man das ja machen können. Auch Westhelle hat für Kassel ja letztlich nix erreicht…und soviele Gegner will man in Krefeld auch gar nicht. Die DEL Zentrale ist offenbar nicht abgeneigt die Liga zu verkleinern, also geht man in Krefeld nicht insolvent – so einfach ist das. Wäre ja auch blöd, so mir nix, dir nix, schwupp di wupp, die Lizenz entzogen zu bekommen. Krefeld und finanzielle Sorgen, diese Geschichte ist keine neue. 1978 und 1995 war man schon in einer ähnlichen Situation wie jetzt. Auch das Meisterjahr 2003 soll die Pinguine sehr teuer zu stehen gekommen sein – so sagt man zumindest.  Jetzt ist es also wieder sehr eng – finanziell natürlich – klar.

Was also tun? Am besten hält man es wie das Wappentier und tut seltsame Dinge, die vom eigentlichen Problem ablenken. Gesagt getan. Schon ist ein interner Machtkampf zwischen dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Schulz au der einen Seite und Geschäftsführer Wolfgang Schäfer auf der anderen Seite ersponnen. GmbH Sprecher Wilfried Fabel hält zunächst zu Geschäftsführer Schäfer. Schulz, der Unternehmer mit Kontakten zu den Sponsoren, wollte dass Schäfer geht, das wollten Fabel und Schäfer zunächst nicht, aber jetzt ging er, der Schäfer und ein Robert Haake ist sein Nachfolger. Und auch Hauptsponsor RWE ist weg – macht aber nix, da wird der Haushaltsplan eben abgeändert und die DEL-Lizenz ist nicht gefährdet. Haben Sie alles verstanden und sind mitgekommen? Macht auch nix, denn das eigentliche Ziel war ja Ablenkung…und das wurde erreicht. Was das alles mit Eishockey zu tun hat fragen Sie – wir wissen es auch nicht…ach doch – entfernt ja – siehe oben.

Damit das mit der Ablenkung weiter funktioniert und man nicht ständig auf die kolportierten 800.000 Euro Verbindlichkeiten schaut (500.000 angeblich aus der letzten Saison, 300.000 Altlasten, Zahlen die von Sprecher und Politiker Fabel in einem Statement aber eben in den Bereich einer solchen verbannt wurden), soll man sich jetzt auf den Sport konzentrieren, so der neue Hoffnungsträger Haake, der zudem neue, junge Kräfte in die Gmbh aufnehmen will. Und tatsächlich: Die Mannen rund um Coach Rick Adduono und Kapitän Herbert Vasiljievs rennen in der Vorbereitung von Erfolg zu Erfolg. Ablenkung ist eben alles.

Die Vorzeichen (wenn natürlich auch nicht die Umstände),  unter denen die Pinguine in die Saison gehen, könnten einem sehr bekannt vorkommen.  Kleiner Geschichts-Exkurs fällig? Vor der DEL Saison1997/1998 gab es im Vorstand der Kaufbeurer Adler Zwist, der dazu führte, dass Ulf Jäkel zurücktrat und Bernhard Pohl der alleinige starke Mann war. Hauptsponsoren zogen sich daraufhin zurück. Das neue Team indes stürmte in der Vorbereitung von Erfolg zu Erfolg… der Rest ist Geschichte – nach wenigen Spieltagen in der Runde 97/98 war Schluß.

Die Krefelder sind ohne Frage ein Traditionsverein, dessen Weg – auch über die 10 Jahre Zweitklssigkeit bis hin zur  Überraschungsmeisterschaft 2003,  viele mitverfolgt haben. Oft und lange waren sie “Ligenbegleiter” für viele Teams. Wir drücken den Pinuginen die Daumen, dass die Runde durchgepielt werden kann, das Team über sich hinauswächst und wie 1995 der finanzielle Kollaps verhindert werden kann. Damals gelang dies mit einem wahrlichen Kraftakt. Vielleicht gelingt es den Mannen um Robert Haake wieder – zu wünschen ist es den Krefeldern.

Fazit: Wollen wir hoffen das die Pinguine nicht ausrutschen und auf dem Bauch liegend mit ansehen müssen wie die Eishockeywelt an ihnen vorbeigleitet.

EHC München

(gjk) “Hüte dich vor deinen Wünschen, denn sie könnten in Erfüllung gehen” – dieses Saisonfazit, frei nach einer chinesischen Eishockey-Weisheit, wird der EHC München nach seiner ersten DEL-Saison ziehen und so mancher Fan wird sich schnell fühlen, als hätte er eben die Tür hinter sich zugezogen, aber den Schlüssel vergessen.

Man musste ja unbedingt in diese DEL, dabei hätte doch man so schön nach Österreich wechseln können. Nein, nicht nach Füssen, in das andere Österreich, in die EBEL. Aber nein, man wollte ja AUFSTEIGEN und sich nicht verschlechtern. Das hat man nun davon. Unsere Kristallweizenkugel sagt:

Es fing alles so schön an, als man am 4. Spieltag die München Barons, also die DEL-Lizenz des EV Landshut, kurz gesagt, den ESC München, der nun Hamburg Freezers heißt, zuhause besiegte. Dass man dafür keine zwölf Punkte, sondern nur drei bekam, obwohl man gleich vier Vereine besiegte, ist noch heute Grund für hitzige Diskussionen in München, bei denen manche behaupten, es sei ohnehin ein Sechs-Punkte-Spiel gewesen, man hätte also mindestens 24 Punkte bekommen müssen und wäre dann zum Saisonende deutlich höher in der Tabelle platziert gewesen.

Trotzdem erreichte man einen einstelligen Tabellenplatz, was bei neun noch im Spielbetrieb befindlichen Teams zum Saisonende immerhin einen Erfolg darstellt. Besonders ärgerlich für die Münchner: das Team fiel Ende Januar in ein tiefes, sportliches Loch, aus dem es bis zum Saisonende nicht mehr herauskam. Dabei hatte man die Spieler ausdrücklich vor dem Krater in Augsburg gewarnt.

Da aber zum Saisonende alle bayrischen Eishockeyvereine ohnehin geschlossen nach Österreich wechseln und die neue Bavaria-Austria-Kooperations-Eishockey-Liga (BAKEL), bleibt dem EHC München der Abstieg erspart. Gespräche mit dem DEB über eine gemeinsame Liga werden bereits geführt. Auch ein Name wurde schon gefunden: DEBAKEL.

Gut, vielleicht etwas zuviel Kristallweizen in der Kugel. Aber es ist schwer, den Aufsteiger in eine absteigende DEL einzuschätzen. Von der Rolle des Prügelknaben bis hin zum Überraschungsteam ist nahezu alles drin, vielleicht reicht es ja, einfach finanziell über den Dezember zu kommen, um sicher in den Play-Offs zu sein. Sicher sind wir uns aber, dass Jordan Webb wieder mal lässig einen Gang hochschaltet, um nach der Oberliga und 2. Bundesliga auch in der DEL erstaunlich viele Punkte zu sammeln.

Fazit: “Luja! Sagglzemenddhalleluja! Luja sog i! Mei liaba luja!”

Adler Mannheim

(ds) Der Stolz Hopps Badens schickt sich wieder an die Meisterschaft zu holen. Und das Gesetz der Serie gibt den einst stolzen Adlern recht: Schon nach den verpassten Playoffs 2006 holte man 2007 die Meisterschaft. Also kann die Adler eigentlich niemand aufhalten. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Denn um einen Titel zu erringen gilt es viele Hürden zu überwinden. Letzte Saison erwieß sich allerdings bereits eine Hürde Namens “Pre-Play-Offs” als eine Nummer zu groß für die Adlerchen. Diese Saison aber soll mal wieder ein Neuanfang her, die Tür zu den Play-Offs soll weit offen sein. Damit das gelingt, organisierte man sich rechtzeitig einen ordentlichen Dietrich aus der AHL. Robert wird das schon machen.

Den größten Erfolg der Vereinsgeschichte kann man trotzdem relativ einfach einrichten. Am 2. Oktober in der SAP Arena einfach die San Jose Sharks mit einer Packung nach Hause schicken und ganz Eishockey-Deutschland wird die Quadratestäder feiern. Oder sich eine Packung einfangen, und den ein oder anderen aus San Jose einfach festbinden. Thomas Greis zum Beispiel.

Apropos NHL. Die Adler haben eine Kooperation mit den Toronto Maple Leafs. Leider sind Dion Phaneuf, Tomas Kaberle und auch François Beauchemin zu alt für eine Förderlizenz. Das wären sonst drei Argumente für eine Meisterschaft im Badenerland. So müssen also wieder die Förderlizenzspieler aus Heilbronn kommen. Das liegt ja bei Toronto quasi um die Ecke.

Doch allen Neuanfängen zum trotz wird es ein schweres Jahr für die Adler. In der European-Trophy muss man die Eisbären an sich vorbeiziehen lassen und nun gilt alles, dass dies in der DEL nicht auch passiert. Denn nur ein Titel fehlt den Berlinern, dann sind die Adler nicht mehr alleiniger Inhaber der Auszeichnung “DEL Rekordmeister”.

Fazit: “Hey, das geht ab, schon wieder keine Meisterschaft”


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2 Kommentare »

  • Michael said:

    Eine tolle Artikelreihe, sehr witzig und kompetent. Weiter so!

  • Saison-Vorschau 2010/11 | FunTas Blog DEL Eishockey Spieltag - Medien - Internet said:

    [...] verzichtet, sondern einfach nur meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Ich bedanke mich auch bei starting6.de, die mich mit ihrem leicht ironischen Unterton zum Lachen animiert haben. Desweiteren noch einmal [...]

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