Die noch arrogantere Saisonvorschau

25 August 2010 Text: Björn Fricke

Bald wirds wieder kalt. In der ganzen Republik beginnen Horden von Teilzeit-Degenerierten in Erwartung der kommenden Ereignisse schon einmal in stiller Vorfreude zu schwelgen. Von vielen gewünscht widmen wir uns nach Vorbild der Kollegen von fudder auch einmal aus anderer Perespektive dem Thema Saisonvorschau. Wer nochmal in den Meisterwerken der letzten Jahre stöbern will bei den Breisgauern kann dies hier tun.

Es gibt doch nichts Schöneres als den Geruch von trocknenden Eishockeyhandschuhen in der Drittelpause, wenn man gedankenverloren zum nächsten Bierstand schlendert. Statt Vuvuzela-Lärm ertönt das plärrende Gedudel von stets gehasstem bayerischen Folkoregut aus der zumeist vorkriegsbackenen Beschallungsanlage. Man friert oder man “mufut”, während man angegartes Grillgut, Glühwein oder Weizenkaltschale ins unter Schwerlast arbeitende Verdauungssystem pumpt. Das Andere ist dabei grundwegs verpöhnt. Es ist wieder Eishockeyzeit, es geht um Punkte, Zähne und Leberzellen.

STARTING6 war so nett und hat für euch schon einmal geschaut, wie es denn so aussieht in der Deutschen Insolwurst Liga und der Hacker-Pschorr-Öttinger-Freiberger-InBev-Eishockey-Bundesliga. Nach diversen Pöbeleien wegen grober Bevorzugung der reinen Profi-Reservate haben wir uns auch noch breitschlagen lassen den Amateuren und Halb-Profis in den Oberligen ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Selber Schuld!

Die Deutsche Insolwurst Liga

Arme Würstchen und Wauwaus sind der aktuelle Status-Quo einer Liga, die zwischen Wahnsinn und Leichtsinn total sinnbefreit ihre Kreise zieht.

Nach einstweiliger Verfügung gegen sich selbst aufgrund geistiger Umnachtung, konnte die Liga nach dem wöchentlichen Drohen mit Lizenzrückgabe und Betteln um Lizenzerteilung nicht einmal mehr den als notarielle Hilfskraft eingesetzten Pudel der Jakob-Sisters vom Sinn der Unternehmung überzeugen. Wuff!

In Furcht vor ALG2 für viele sonst nutzlose Eigner, Vorsitzende und Funktionäre suchte man Hilfe dort, wo Beschiss im Sport zum Kulturgut gemacht wurde. So konnte man den in Deutschland schon beim RTL-Pausenspiel in den 80ern bekannt gewordenen Hütchenspieler “Salvatore” als neue Gallionsfigur gewinnen. “Isch verwirre sie jetzt ein bisschen, könnt ihr mir denn einfach nich vertraue? Attentione!” nuschelt er bei seiner Antrittsrede in die Mikrofone und streichelt den notariellen Pudel, der in Zukunft bei den Kassel Huskies als Hennes-Abklatsch vor den Spielen auf dem Eis Gassi geführt wird und den neuen Wurstfrieden repräsentieren soll. “Der nächste von der Liga, der sich prima an die Leine legen lässt”, lästert es aus den Reihen der Fast-Insolwürste.

Die armen Würstchen sind am Ende die Frankfurter, Wiener wollte man ja eh nicht haben. Die Nürnberger enthielten ursprünglich Spuren von Nasenspray und wurden nur aufgrund der Rettungstat ihres Gönners auf dem Buffet belassen und haben es inzwischen sogar zu McDonalds geschafft. So eine preussische Knackwurst verkündet dann auch noch keinen Bock mehr zu haben und stürzt die Wurstfamilie endgültig in die Sinneskrise.

Und die Morel von der Geschicht, immernoch ist der Laden dicht! Oder doch bald ganz?

Die Hacker-Pschorr-Oettinger-Freiberger-InBeV-Eishockey-Bundesliga

Um weiterhin nicht den Sendetermin von drei Uhr am Mittwoch morgen nach den Sexy Sportclips und vor der Gartenkralle zu gefährden, mussten neue Sponsoren an Bord. Da ja bekanntlich in der Liga eh nicht das höchste Spielniveau gepflegt wird und man in einer demografischen Umfrage feststellte, dass grob die Hälfte der Zielgruppe entweder ein Alkoholproblem oder eine Mannschaft mit Alkoholproblem hat, konnte man diverse Brauguthersteller für die eigene Sache gewinnen. Um so dem deutschen Eishockeysport knappe zehn Minuten Berichterstattung im Free TV erstreiten.

Zwischen Werbung für den Mega-Entsafter und “Bogdan-Tours: Premium Reisen in Schwellenländer”, gibt es nun gepflegtes Zweitliga-Rumpelhockey für den geneigten Zuschauer zum familienunfreundlichsten Sendetermin. Das Verhältnis zwischen Werbung und dem Sport ansich stört auch keinen der Nachtschwärmer. Es liegt bei wonnigen Zwei zu Eins, in etwa dem Mischungsverhältnis der Spritkombo, die sich der Lurch vorher zu den Sportclips reingehauen hat. Da eh also nicht mehr mit nüchterner Klientel zu rechnen ist, stört es gar nicht wenn die Moderatorensippe eigentlich von 9live kommt und mehr damit beschäftigt ist Leute fürs Call-in-Super-Spezial-Angebot der Luxusreise ins Karpartenvorland zu begeistern, als für das Gerutsche auf der Eisfläche.

So sitzt Manni, der Zweitliga-Eishockey-Fan, 38 Jahre und seit 22 Jahren beim Aldi an der Kasse, glückselig vor seinem Flimmerkasten und sieht die Jungs, die er jede Woche einmal bepöbeln darf, aufgezeichnet und in Farbe. Bei Donau-TV und Sport1 freut man sich hingegen über satte 100% Auslastung in der Zielgruppe. Eishockey in Deutschland kann doch so erfolgreich vermarktet werden, wenn man nur die Ansprüche ein wenig herunterschraubt.

Weiterhin kämpft die Liga jedoch auch mit dem Ruf ein Pflegeheim für gescheiterte AHL- und ECHL-Profis zu sein und verweist auf die meist exzellenten Nachwuchsergebnisse von deutschen Spielern, die inzwischen eine Klasse höher um ihre Existenz bibbern oder einfach hier gnadenlos überfordert werden.

Immer noch besteht die Liga aus Clubs die gerne in der DEL insolvent werden möchten, Clubs die gerne in der zweiten Liga insolvent werden möchten und Clubs die eigentlich gar nicht wissen das sie schon insolvent sind, oder es zumindest noch keinem verraten.

Der für die Dresdner Eislöwen ausgerichtete Spielerflohmarkt war ein voller Erfolg. Nach dem in Bietigheim fast dem gesamten Kader die Arbeitserlaubnis verweigert wurde, weil Selivanov im Amt zeigen wollte wo der Frosch die Locken hat, oder vielleicht so rumgeplärrt hat wie bei seiner Kniespritze, konnten die Dresdner den ein oder anderen guten Fang tätigen und schickten einfach den verbliebenen Pyka-Bruder ins Badische, um das Amtsproblem zu lösen. Mit vollem Erfolg und einem blauen Auge konnten somit alle Clubs die Planungen für die neue Spielzeit wieder aufnehmen.

Die bayrische Liga für traditionsbewusste Profi-Versager

Endlich BAYERN ONLY! Jubel, Trubel, Heiterkeit! Von Riessersee bis nach Tölz! Man hasst sich zwar trotzdem, aber Hauptsache die depperten Nordclubs können endlich alleine in die Bedeutungslosigkeit versinken und im Oberbayern ist nicht nur auf Malle gemeinsames Schunkeln angesagt. In Bayern gibts die echte dritte Liga, und mia san mia!  Wer, wie, wo steht nach dem Jahr ist eigentlich völlig egal! Hauptsache man erhält die Form der Liga komme was wolle. Eigentlich sind alle schon bayrischer Meister, denn meisterlich war dieses Husarenstück den Rest von Eishockeydeutschland auszugrenzen allemal. Die vertrauten Gefilde Preussen und Schwabenfrei, lediglich ein kleines hessisches Dorf im Norden leistete noch Widerstand. Aber och die hessische Bledkebbä wurma noch los, na freilich!

Die Liga kultiviert weiterhin alles was als Ausschuss von oben so herabfällt. Mit hängenden Köpfen fahren hier gescheiterte Hockey-Existenzen und die, denen es “oben” zu schwer war ihre Kringel. Stören tun da eher die aufstrebenden Jungspunde, die hoch hinaus wollen. Aber sollen sie mal, in zehn Jahren sind sie spätestens wieder hier, denkt sich der Bayernliga-Veteran und kratzt mit einem spöttischen und lückenhaften Grinsen weiter seine Furchen ins Eis. Ab und an bekommt noch ein Ausländer hier sein Gnadenbrot, ansonsten ist die Liga aber voll von bayerischen Pfundskerlen. Anderswo würden die sowieso nicht den Laktat-Test schaffen, ausser vielleicht in der eigentlichen Bayernliga.

Vereinigte Ruhrpottsche S-Bahn-Liga

Beim Ligen-Quartett hat der Westen den Standort-Schwarzen-Peter aus Nauheim zugesteckt bekommen. Ansonsten wäre die Ruhrpottsche S-Bahn-Liga ohne Schönheitsfleck.

Sollten Ihnen also in naher Zukunft ein paar merkwürdig aussehende verschwitzte Gestalten mit großen Sporttaschen in der S-Bahn zwischen Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel begegnen, kein Grund zur Sorge! Es handelt sich nicht um eine Terror-Zelle, oder den lokalen Ableger der „Bankräuber ohne Fluchtwagen“, sondern sehr wahrscheinlich um ein vom Auswärtsspiel nach Hause fahrendes Team der Regio… *räusper* Oberliga West. Klamme Kassen sorgen für allgemeine Sparmaßnahmen, die Fans hingegen finden es super. Jedes zweite Wochenende Sonderzug und das Ganze mit ihren Teams! Super DEB!

Die Team-Busse karren indes zur Kaderfinanzierung Silberköpfe zum Heizdeckenbetrug nach Rom. Während sich die greise Busbesatzung aufs Kolosseum freut, dürften lange Gesichter angesagt sein, wenn die Klapperkutsche schon in der Vulkaneifel den Blinker anwirft und das nicht ganz so spektakuläre Ziel in Rheinland-Pfalz ansteuert, dass mit der südländischen Glamour-Metropole wohl nur die lange Erfahrung in Punkto Tourismusabzocke teilt. Nebst dem Namen natürlich.

Aber auch wo Oberliga dran steht ist eben nicht immer Oberliga drin!

Oberliga Ostdeutschland

Da hat sich neben der bayrischen Enklave auch noch ein ostdeutsches Konglomerat gebildet, was nun versucht die „Wende“ im DEB-Bereich möglichst positiv zu nutzen. Insolvenzmeister Leipzig gab bei der ersten Tagung in Bitterfeld bekannt, dass man sich keinerlei Abrüstungsverträgen verpflichtet sieht. Unter einem Hagel von überreifen Südfrüchten wurden die Abgesandten daraufhin vom Tagungsort vertrieben. Bevor nicht Peter Zwegat bei denen war, haben die die Schnuss zu halten! Diese Pressemitteilung zur Lage sorgt für weiteren Zündstoff und verhärtete Fronten.

Liebend gerne würde man die Schummelfraktion aus der Messestadt gegen die Stockfische aus der Hansestadt tauschen. Die haben sich still und leise in den Westen abgesetzt, weg von den stets klammen Ost-Brüdern. Während sich der Rest der Liga darüber berät, wen man denn nun mehr verachtet, sitzt man auch in Leipzig zusammen und feilt am Superkader um allen wieder zu zeigen wo der Löwe die „Cojones“ hat. Peter Zwegat…. pfff!

Hannoversch-Hamburger-Hanse-Dreieck zur Beerdigung nördlicher Zweitliga-Absteiger

Wer auch immer behauptet, diese Liga ist sportlich auf einer Ebene mit ihren Süd-Kollegen, sitzt entweder beim DEB und muss das sagen oder steht kurz vor der Einlieferung in die lokale Nervenheilanstalt. Was hier aus diversen Hansestädten und dem Großraum Hannover zusammengewürfelt wurde ist ein Zustand, aber keine Liga! Das ist ein Piranha-Planschbecken mit dreißig Zentimeter Wassertiefe, in dass die sportlichen Absteiger aus nördlichen Gefilden einen mehr als schmerzhaften Flachköpper ins Eishockey-Niemandsland machen. Vom Harz bis an die Weser tummelt sich hier graue Eishockey-Tristesse, aus der es sowohl nach oben, als auch nach unten eigentlich kein Entrinnen gibt. Lediglich die Piranhas absolvieren sportlich unangefochten ihr Schauschwimmen, bis von oben Konkurrenz ins Becken klatscht.

Tiefere noch peinlichere Einblicke

Dies war nur ein kurzer Aufgalopp, in der nächsten Zeit folgen genauere Einblicke in die Machenschaften jedes Clubs dieser Ligen. Zur Zeit sind wir noch damit beschäftigt Scouting-Reporte durchzuwühlen und einstweilige Verfügungen zu bekämpfen. Aber wir bei STARTING6 sind frohen Mutes, dieses Mal kriegt jeder sein Fett weg!

Morgen beginnt Teil1 der noch arroganteren Saisonvorschau mit den Augsburger Panthern, den Kassel Huskies und den Hannover Scorpions.


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3 Kommentare »

  • Na toll said:

    Wäre zumindest nett, zu erwähnen, dass die originale super-arrogante Saisonvorschau aus Freiburg kommt. Erscheint übrigens kurz vor Saisonbeginn.

  • Björn Fricke said:

    Herrje, natürlich sollen die Macher denen ich für ihre Werke jedes Jahr großen Tribut in Form von Lachtränen und Zwerchfellkater zolle vorneweg ihren verdienten Tribut bekommen.
    Daher möchte ich auch diesen und die kommenden Artikel in hoffentlich Einverständnis meiner Kollegen Zico&Zotan von fudder.de widmen.

    Ich hoffe wir verschiessen nicht zu viel Munition und ihr seid uns nicht allzu böse, dass wir dieser verrückten deutschen Eishockeylandschaft ein wenig mehr sarkastischen Pepp verpassen wollen.

  • FANoptikum #1 | THEFANBLOG said:

    [...] haben bereits  vor den Start ihre ganz persönliche Sicht auf die Saison 2010/11  formuliert: „Die noch arrogantere Saisonvorschau“. Unterhaltsame Hockey-Lektüre die dem österreichischen Eishockeyfan die „beruhigende“ [...]

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