Roadtripp deluxe

10 Mai 2010 Text: Dominik Sander, Manuel Ort, Matthias Häger

77803 Zuschauer und natürlich waren auch die tapferen STARTING6 Redakteure vor Ort. Kollege Häger entpuppte sich zwar als Langweiler  und reiste einfach einen Tag früher zur Arena, dafür gingen aber Sander und Ort am Tag des Spektakels auf große Fahrt.

T = 17:00: Kurz vor Spielbeginn des Legendenspiels auf Schalke.

T minus 10 Stunden

Abfahrt in der tiefsten Allgäuer Provinz – fernab jeglicher Autobahnen, Staus und Kohleflözen. Zum Glück gibt es gewalzte Schotterpisten, die die Einheimischen als “Strassen” bezeichnen. Keine Ruhr, kein Rhein, kein Regen. Die Sonne lacht über Bayern, manch Bekannter lacht über die “viel zu frühe Abfahrt”.
Kollege Häger schläft noch selig.

T minus 8 Stunden

Bietigheim-Bissingen, schönster Vorort der “wir können alles Stadt” Stuttgart war dann die nächste Station. Kollege Sander wurde samt STARTING6 T-Shirts eingeladen und schon ging es zurück auf die Autobahn. Die Straße hat uns wieder, der Mercedes weht mit 200 Sachen über die linke Spur. So soll es sein. Bald sind wir da. Das dass mit dem “bald” ziemlich primitiv war, lies sich später schmerzhaft feststellen.
Kollege Häger bequemt sich langsam aufzustehen.

T minus 6 Stunden

Luftkurort Heilbronn, WM-Stadt Mannheim, die Eyjafjallajökull-Hasser am Frankfurter Flughafen, ja, Deutschland hat viel zu bieten, aber wir wollen nur Eishockey schauen. Die WM eröffnen. Eine Party feiern. “Runter vom Gas!” prangt in großen Lettern am Straßenrand. Wir stimmen zu. Runter vom Gas, rauf auf STARTING6! Außerdem haben wir gar keinen Fuß auf dem Gas. Die Stuttgarter Autobauer meinten es an dieser Stelle ausnahmsweise gut und installierten uns den Tempomat, obgleich unser Fahrzeug mehr damit beschäftigt war nicht von der Straße “abzuschmieren” als spritzig voran zu kommen.
Kollege Häger beendet sein Frühstück.

T minus 3 Stunden

Kollege Häger begibt sich gemütlich per pedes zur nächsten S-Bahn Haltestelle.

T minus 1 Stunde

Hier ein wenig stockender Verkehr, da etwas voller. Ja, das war zu erwarten. Wir waren ja nicht doof und sind rechtzeitig los gefahren. Das Navi (dieses große blauen Wesen auf dem Amaturenbrett, das immer besser weiß wo es lang geht) behauptet, dass wir um 17:03 an der Arena sind. Das wäre okay. Dann sehen wir die Legende Molling noch live! Schon wieder eine dieser primitiven Annahmen, wie sich noch herausstellen  sollte.
Kollege Häger wird vor der Arena ständig angesprochen, kann aber nicht mit den versprochenen T-Shirts dienen. Um den Ruf von STARTING6 nicht völlig zu gefährden, verkauft er eine Eintrittskarte für den aufgedruckten Preis an einen vorher nicht versorgten Fan. Diese Aktion stößt auf viel Wohlwollen.

T minus 50 Minuten

In den letzten 10 Minuten ging es nur ca 10km vorwärts. Nanu? Wir sind doch hier nicht zur Autobahnbesichtigung. Auch wenn die Gegend hier zur Kulturhauptstadt 2010 gewählt wurde. Das heißt noch lange nicht, dass wir sie im Schritttempo ansehen wollen. Naja, noch 70km und noch fast eine Stunde. Das wird schon werden. Sonst sehen wir nur das glorreiche Ende der Legenden. Wäre ja auch schon super.

T minus 40 Minuten

Die Stelle, auf der wir vor 10 Minuten standen, können wir noch sehen. Kollege Ort schlägt einen spontanen Spaziergang mit Pinkelpause vor, was aber einstimmig abgeschmettert wird. Gemeine Demokratie. Freundliche Busfahrer auf der Nebenspur laden zum Smalltalk ein und betteln nach Zigaretten. Interessant: Im Ruhrgebiet fahren komplette Busse um ein einziges Schulkind über überfüllte Autobahnen zu transportieren. Das erklärt den Stau.

T minus 30 Minuten

Neben uns hält ein Opel Corsa, voll mit vier jungen Leuten. Die Beifahrerin hat auf jeder Backe eine Deutschlandflagge. Wir haben gleichgesinnte im Stau gefunden. Ekstase! Noch 65km bis Schalke.

T minus 10 Sekunden

Ort und Sander stimmen gemeinsam den Countdown zur Ankunft an, die Laola Welle gleitet samt durch unser Fahrzeug – die Stimmung ist blendend, fast sogar frenetisch. Sind ja nur noch 60km bis Schalke und dann müssen die Legenden eben ohne uns auskommen. Sind sie ja vor unserer Geburt auch.
Kollege Häger stellt sich an seinem Eingang an, nachdem er eine Knappenkarte und mehrere Bier erworben hat. Gedanken an seine fehlenden STARTING6-Kollegen wischt er beiseite: “Prost.”

T plus 30 Minuten

“EC Ratingen! Shalalalalalaaa” jede Ausfahrt die wir vorwärtskommen wird gefeiert – immerhin sind wir so schnell unterwegs, man könnte fast einen Eishockeyverein gründen und in die erste Insolvenz führen. Auch an der nächsten Ausfahrt steht Ratingen dran, aber wir sind ja nicht auf den Mund gefallen: “Ice Aliens!” -  Prompt beeindruckt Ort mit seinen Eishockey-Fachkenntnissen und gibt zum Besten, dass die Ratinger ja anno 1997 nach Oberhausen umgezogen sind. Wahnsinn – dieses lebende Eishockey-Lexikon. Keine zehn Sekunden später, hat er es dann auch schon wieder geschafft und disqualifiziert sich selber: “Liegt Oberhausen eigentlich bei Unterhausen”?. Tragisch.
Kollege Häger ist genau einen Meter vorwärts gekommen und stellt fest, dass der Einlass extrem schlecht organisiert ist. 3 Ordner für den ganzen Innenraum, das Abtasten zieht sich in die Länge.

T plus 1 Stunde

Die A3 ist auch wirklich schön anzuschauen. Viele Spuren, viele Autos. Aber langsam reicht es uns. Auch das Autoradio streikt nun und gibt die CD (“Das Beste von und mit Rosi Mittermeier”) nicht mehr her. Glücklicherweise kann sie aber auch nicht mehr abgespielt werden.
Kollege Häger ist im Innenraum und stellt fest, dass er a) nix sieht und b) die Toiletten nur draußen sind. Also wieder raus – zum Glück durch einen separaten Ausgang durch den man dann auch unkontrolliert wieder rein kann. Hätte Ort die Bengalos doch auf der Toilette deponiert.

T plus 90 Minuten

“Düüüüüsburg in die Deeee Eeeee äääääL”. Verwirrte Blicke aus den Autos um uns herum, die haben wohl alle noch nie was von Herrn Pape gehört. Aber wir werden wohl nichts vom Scooter-Autritt in der Arena hören. Schade eigentlich. Kollege Häger wollte Trillerpfeiffen verteilen und wir kriegen keine mehr von ab.

T plus 2 Stunden

Das erste Schild auf dem Gelsenkirchen steht erfüllt den kompletten Benz mit Freude: “Schaaaalker Haie”. Doch die Freude währt nur kurz, denn schon wieder ist das Nummernschild des Fahrzeugs vor uns sehr gut lesbar. Als Ort mit dem Autokennzeichenspiel beginnt, kommen beim ganzen Auto Kindheitserinnerungen hoch – das ganze trübt nur die Tatsache, dass einer eine “iPhone-App” dafür hat – der ganze Charme geht verloren. Sanders Einwurf das “ME” nur für “MEttbrötchen” stehen kann wird natürlich sofort wiederlegt – auch wenn sich dieser mit Händen und Füßen gegen die Wahrheit sträubt.
Vor Kollege Häger unterhalten sich vier Schalker über die Vorzüge von Manuel Neuer. Die schwarz-gelbe Seele kocht, aber zum Glück gibts ja Scooter. Wäre doch Sander hier, gegen Bietigheim könnte man immer Aggressionen abbauen.

T plus 2 Stunden 30 Minuten

Wir haben keine Lust mehr auf die A3, echt nicht. Wir wechseln auf die A40, da sind viel weniger Autos und wir kommen schneller vorran. Das blaue Navi spricht von einer Ankunft von 20:13. In zwei Minuten schaffen wir das locker vom Parkplatz in die Arena – ist ja nicht sonderlich weitläufig da. Überhaupt, wir sind jung und gut zu Fuß.

T plus 3 Stunden

Runter von der Autobahn, rein nach Gelsenkirchen, wir können die Arena schon spüren, das Adrenalin steigt und die Nerven beruhigen sich langsam wieder – wir sehen noch was vom Spiel. Freude. Ekstase. Doch wir brauchen erst noch einen Parkplatz.

T plus 3 Stunden 12 Minuten

Da ist der Parkplatz. DA IST DAS DING. Nach dieser Tortur bittet uns eine hübsche junge Dame auch noch um Geld – zehn Euro soll der Spaß kosten. Auf die Frage ob die Dame mit der Kasse dafür ins Auto einsteigt und mit uns “fährt” werden wir weitergewunken. Es scheint echt heute alles gegen uns zu laufen.

T plus 3 Stunden 14 Minuten

Das Auto steht, mal wieder, aber nun auf einem offiziellen Arena-Parkplatz. Schnell die T-Shirts gepackt, Trikots (bei Sander das Modell SERIKOW – Grüße nach Schwenningen) umgebunden, stolz das STARTING6 Logo auf der Brust im schnellen Schritt zur Arena. Doch…

T plus 3 Stunden 15 Minuten

Der DEB ist pünktlich? Was soll das denn? Wir hören das erste Bully auf dem Parkplatz. Verdammt! Immerhin scheint es recht laut zu sein.
Kollege Häger entdeckt den Video-Würfel und sieht doch was vom Spiel. Es geht los.

T Plus 3 Stunden 22 Minuten

Eingang Ost. Sanders spontanes “Ost! Ost! Ost-Eingang!” würdigt Ort mit keinem Kommentar. Der nächste Schock: Kein männlicher Ordner mehr anwesend, der uns abtasten könnte? Und die weiblichen Ordner kosten selbst hier extra. Schlussendlich erbarmt sich dann doch noch einer. Uns werden leider alle Bengalos abgenommen, ärgerlich. Dafür erklärt er uns nett und freundlich der Weg zu unserem Block.

T plus 3 Stunden 25 Minuten

Die Spieluhr sagt 14:37 und der Blick in die Arena verschlägt uns die Sprache! Wir haben es geschafft. Wir liegen uns in den Armen. Das Publikum jubelt – etwa wegen uns? Wir wissen es nicht, es interessiert uns auch nicht. Noch weniger interessiert uns, das wir nichts sehen, denn wir kommen nicht einmal in den Block. Wieder stehen, wieder geht es nicht voran. Doch dann, es tut sich eine Lücke auf. Wir sind drin, jetzt auch im Block – wieder Freude. Sander und Ort sind sich einig: “Das nächste Mal machen wir das wie der Langweiler Häger und fahren einen Tag vorher”.
Kollege Häger stellt fest, dass vom N-Block Fischgeruch herrüber weht. Sein wildes Gewinke in Richtung Ort wird nicht erwidert, er muss ohne T-Shirt nach Hause gehen. Dafür hat er – sehr langweilig – das Fanfest genossen und das Spiel gesehen.


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3 Kommentare »

  • Daniel said:

    hahahaha ^^

  • Jan said:

    Tja, T minus 6: Abfahrt in Bruchsal und T minus 2: Ankunft auf dem Fanfest. Navi und Verkehrsnachrichten sei Dank, haben wir jeden Stau bis auf zweimal etwa 2 km Stop-and-Go umfahren. Und wer läuft uns als Erster über den Weg? Der Führer – also nicht der aus Braunau, sondern der aus der Nähe von Rosenheim mit Vornamen Florian. Irgendwie scheint ihr das nicht so richtig drauf zu haben, mit Navi und Verkehrsnachrichten umzugehen. Wir haben direkt nach einem Kilometer die A3 verlassen und sind über die A5 und dann die Sauerland-Linie gefahren, da auf der A3 rund 16 km Stau angekündigt wurden. Das war so ca. bei T minus 5.

  • Manuel Ort said:

    Was nicht im Artikel steht – wir sind noch über bonn gefahren um vor Ort jeamnden abzuholen – auf dessen Tipps haben wir dann unter anderem gehört und schon war die “Kacke am dampfen” :-) Eine Umfahrung war dann irgendwann nicht mehr möglich…

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